Das österreichisch-französische Pharma-Unternehmen Valneva startet gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer eine Phase-III-Studie für ihren Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose. In einer solchen Studie wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Vakzine überprüft. An der Untersuchung sollen rund 6000 Probanden (inklusive Placebo-Gruppe) über fünf Jahren in sechs Staaten teilnehmen, teilte der US-Konzern Montagabend mit.

"Mit der global anwachsenden Häufigkeit von Lyme-Erkrankungen wird das Angebot für den persönlichen Schutz des Einzelnen vor dieser Erkrankung immer wichtiger", wurde Annaliesa Anderson (Pfizer, Vakzin-Entwicklung) in einer Aussendung zitiert. Valnevas Chef für medizinische Angelegenheiten, Juan Jaramillo, erklärte: "Da die Lyme-Erkrankung immer häufiger wird, bedeutet das auch einen derzeit nicht erfüllten Bedarf in der Medizin." Zu hoffen sei, dass das Projekt zu einem besseren Impfschutz für Kinder und Erwachsen führen werde.

Bei dem Vakzin handelt es sich um VLA15, ein Borreliose-Impfstoff, der von dem Wiener Biotech-Unternehmen Valneva entwickelt worden ist. Pfizer stieg in die klinischen Studien (mit Probanden) ein. Das Projekt lief bei Valneva (Österreich/Frankreich) seit Jahren - zuletzt auch im Hintergrund der Aktivitäten zur Entwicklung eines mittlerweile für Personen zwischen 17 und 50 Jahren in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffes.

Borreliose-Impfung ist nicht gleich FSME-Impfung

Die Bestrebungen zum Entwickeln von Borreliose-Impfstoffen als häufigste durch Zecken übertragbaren Erkrankung gibt es schon länger. Gegen die von infizierten Zecken übertragene virale FSME entwickelten Wiener Wissenschafter um den damaligen österreichischen Virologen-Doyen Christian Kunze ein fast hundertprozentig wirksames Vakzin. Bei der Borreliose als bakterielle Infektion gestaltete sich das wesentlich schwieriger. Die ehemalige Wiener Immuno AG scheiterte damit nach ersten vielversprechenden Ergebnissen in der Weiterentwicklung nach der Phase I klinischer Untersuchungen.

Valneva hat im Frühjahr dieses Jahres gute Ergebnisse aus einer Phase-II-Studie mit der Borreliose-Vakzine veröffentlicht. Darauf baut jetzt die neue Wirksamkeitsstudie auf. Sie soll in Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Schweden und den USA ablaufen. Klinische Prüfungen für "Zecken"-Borreliose-Impfstoffe sind kompliziert, weil sie jeweils vor der eigentlichen "Saison" in den am meisten belasteten Regionen ablaufen müssen.

Der Bedarf ist gegeben

Der Markt für effektive Borreliose-Vakzine ist groß: In den USA erkranken jährlich rund 476.000 Personen an einer solchen Erkrankung. In Europa geht man von jährlich 130.000 Patientinnen aus, auch das sind wesentlich mehr Fälle als FSME-Erkrankungen. Es gibt zwei Erkrankungsgipfel - abhängig von der Zeit, welche Personen in der freien Natur verbringen: das Kindesalter und ältere Menschen. Ein Borreliose-Vakzin gab es bereits in den USA (LYMERix(r)). Es wurde allerdings 2002 wieder vom Markt genommen.

VLA15 von Valneva in Kooperation von Pfizer ist derzeit der weltweit einzige Borreliose-Impfstoff in klinischer Entwicklung. Es handelt sich um einen Subunit-Impfstoff mit Alum-Adjuvans (Adjuvans zur Impf-Verstärkung; Anm.). Die Vakzine soll die sechs häufigsten Typen des OspA-Oberflächenproteins von Borrelia burgdorferi sensu lato (Zecken; Anm), die in Nordamerika und in Europa vorkommen, abdecken. OspA ist eben eines der hauptsächlichen Proteine, die von Borrelia burgdorferi bei Infektion von Zecken produziert werden.

Bei dem neuen Vakzin werden eigentlich die Zecken geimpft. Die durch die Impfung hervorgerufene Antikörperantwort gegen OspA ist im Grunde eine Impfung der Zecken via Antikörper. Wird nämlich OspA blockiert, könnten die Borrelien die Zecken während des Stiches nicht verlassen und somit die Betroffenen infizieren.