Dass auch jene Personen, die vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, sich weiter regelmäßig testen lassen sollen, zeigen Fachleute aus Wien im Fachmagazin "International Journal of Infectious Diseases". Ohne regelmäßige Testungen sei es sonst kaum nachvollziehbar, wie gut Impfungen, Behandlungen und nicht-medizinische Maßnahmen gegen Covid-19 wirken. Auch die Infektiosität und Gefahr, die von neuen Varianten ausgeht, könne schwerer bewertet werden.

Aus diesem Grund empfehlen die Fachleute, dass alle Personen sich weiterhin testen lassen. Das inkludiert nicht nur Personen, die nicht geimpft sind, sondern auch jene, die bereits eine Infektion durchgemacht haben oder, unabhängig vom Impfstoff, immunisiert sind. Das sagt Vanessa Di Lego vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. "Sonst verliert man entscheidende Informationen."

Auswirkung auf "Fallsterblichkeitsrate"

Ohne Testungen könne man nicht annähernd wissen, wie viele Menschen tatsächlich infiziert sind. Das wirkt sich vor allem auf die "Fallsterblichkeitsrate" aus, die dadurch verzerrt wird. Sie gibt das Verhältnis der bestätigten Todesfälle gegenüber der Zahl der Krankheitsfälle an. Die Zahl der Todesfälle sei sehr akkurat dokumentiert, sagt die Expertin. Die Anzahl der Krankheitsfälle und vor allem der Infektionen ohne Symptome sei hingegen viel weniger verlässlich verfügbar.

Es brauche Testungen quer durch die Bevölkerung, um auch das Infektionsgeschehen mit neuen Virusvarianten überblicken zu können, dadurch könne auch die Wirksamkeit von Maßnahmen besser eruiert werden. "Sonst folgt wieder ein Szenario wie am Anfang der Pandemie, als fast nur die Menschen im Spital getestet wurden und dadurch eine exorbitant hohe Sterblichkeit errechnet wurde", sagte Di Lego.

Erkenntnisse über Long Covid entgehen

Solche Fälle würden laut der Expertin zu unpräzisem Wissen über die Ausbreitung führen, auch entgingen auf diese Art Erkenntnisse über die Häufigkeit von Long Covid. Seit dem Zurückfahren des Testangebots bemerken die Fachleute einen starken Rückgang der Tests bei der Gruppe von geimpften Personen. "Es ist seitdem viel schwerer, vor allem Personen mit Impfung zu Tests zu bewegen", meint Di Lego. Aktuell untersuchen die Fachleute, welche "Mindestanforderungen" man bei den Teststrategien in Zukunft erfüllen müsste, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.