Ein "cleverer Maßnahmenmix" zu einem möglichst frühen Zeitpunkt: Das ist laut einer Untersuchung des Complexity Science Hub Vienna (CSH) die beste Strategie in der Pandemiebekämpfung. Dazu nahmen die Forscher um Peter Klimek insgesamt 4.500 staatliche Maßnahmen unter die Lupe und analysierten, welche davon wirklich wirksam sind, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Nun erklärt Klimek im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, welche Maßnahmen in Österreich jetzt notwendig sind.

"Wir wissen: Alles, was einen Beitrag dazu leistet, soziale Kontakte zu reduzieren, wirkt", sagt Klimek. Die größte Gefahrenzone dabei ist: Menschen aus unterschiedlichen Haushalten kommen über längere Zeit in schlecht gelüfteten Räumen zusammen.

Home Office, Essen nur noch abholen 

Was muss jetzt getan werden, um solche Zusammenkünfte - Klimek nennt es Zusammenkünfte in kleinen Gruppen - zu verringern? "Homeoffice, dort wo es möglich ist, wieder hochfahren, in der Gastronomie sollte wieder verstärkt auf Lieferservice bzw. Abhol-Service gesetzt werden", sagt Klimek. Während sich viele Experten dafür aussprechen, Schulen jedenfalls offenzuhalten, plädiert Klimek hier für ein differenziertes Vorgehen. "Kindergärten und Volksschulen sollten jedenfalls offenbleiben, aber in der Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen finden viele Übertragungen statt", sagt Klimek - hier sollte vermehrt auf Lernen zu Hause gesetzt werden.

Bei Dienstleistungen und in Geschäften müsse man genau hinschauen: Wo gibt es gute Sicherheitskonzepte? Wo ist das Risiko besonders hoch - "Stichwort Fitnessstudios", sagt Klimek.

Parks offen halten

Für andere Bereiche allerdings gibt es keine Evidenz - das Schließen von Parks oder Bundesgärten sei jedenfalls nicht sinnvoll, da das Ansteckungsrisiko im Freien sehr gering sei.

"Ein Lockdown ist immer eine Kombination aus Maßnahmen", sagt Klimek - in der jetzigen Situation sei es nicht angezeigt, bis ans Äußerste zu gehen und alles zuzusperren - "aber wir werden nicht ohne Verschärfungen durchkommen", sagt Klimek.

Die Studie der Forscher hat außerdem gezeigt: "Frühe und freiwillige Interventionen sind wirksamer als solche, die spät und verpflichtend eingeführt werden", sagt Klimek. Das galt auch für die (Selbst-)Isolierung von Personen mit Symptomen oder für Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz. Deshalb sehen die Wissenschafter eine aktive Risikokommunikation mit der Öffentlichkeit und die Aufklärung und Information aller relevanten Interessengruppen als Schlüssel zur Eindämmung der Epidemie.