Husten, Fieber, Kopfweh: Mit verquollenen Augen sitzt Kollegin X am Schreibtisch. Ihr Kopf ist schwer, die Nase juckt. Kein Wunder. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit schnupfen und leiden viele.

Krank arbeiten gehen? In Österreich muss das nicht sein: Bis zur Genesung in den Krankenstand zu gehen, ist das Recht erkrankter Beschäftigter. So weit die Theorie. In der Praxis tun sich viele Arbeitnehmer damit schwer. Auf die Frage, ob sie nicht lieber Nachhause gehen möchte, antwortet X zum Beispiel: „Nein, so schlecht geht’s mir nicht.“ Damit reiht sich X in die Reihe jener ein, die sich krank in die Arbeit schleppen, obwohl sie eigentlich ins Bett gehören. Und das machen gar nicht so wenige: Knapp jeder fünfte Arbeitnehmer in Österreichgeht so gut wie immer auch krank arbeiten. Das ist zumindest eines der Ergebnisse der neuesten Online-Umfrage von karriere.at.

Dieses Phänomen hat sogar einen eigenen Namen und wird Präsentismus genannt.

Krank in die Arbeit – das sind die Gründe

Ein wichtiges Telefonat, der Termin mit dem Kunden, der Druck vom Chef: Die Gründe, warum Arbeitnehmer nicht Zuhause bleiben, sind vielfältig. Das zeigt auch eine Erhebung der Johannes-Kepler-Universität Linz gemeinsam mit der Arbeiterkammer: vom autoritären Führungsstil über die Angst vor Nachteilen, dem Pflichtgefühl gegenüber Kollegen bis zu finanziellen Anreizen (z. B. durch "Prämien") für Zeiten ohne Krankenstand.

Besonders problematisch: Jene Arbeitnehmer, die am häufigsten krank arbeiten, führen als Hauptgrund die Angst vor übler Nachrede und Nachteilen oder den befürchteten schlechten Eindruck an.

Die Gesundheit leidet

Schnupft einer, schnupfen alle: Schon aus Gründen der Kollegialität empfiehlt sich Kollegin X das Krankenbett zu hüten. Doch auch aus egoistischen Gründen sollte sie ihre Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Die gesundheitlichen Folgen liegen, so die AK, auf der Hand: längere Folgeerkrankung, heftige Rückfälle, chronische Erkrankungen anstatt Heilung.

Krank arbeiten ist teuer

Doch auch der Schaden für die Wirtschaft sei groß, wie der Klagenfurter Uni-Professor Heiko Breitsohl bereits 2018 feststellte: „Wenn Leute krank zur Arbeit kommen, erbringen sie eine geringere Leistung, machen mehr Fehler und gefährden sich und andere. Und sie müssen irgendwann trotzdem zu Hause bleiben, um gesund zu werden. Der Verlust ist viel höher, als wenn sie gleich zu Hause bleiben.“