1 Hodenkrebs gilt als Krebs des jungen Mannes: Warum ist
das so?

„Prinzipiell kann Hodenkrebs in jedem Alter nach der Pubertät auftreten“, sagt Karl Pummer, Urologe an der Med Uni Graz. Es ist jedoch so, dass es einen Erkrankungsgipfel gibt: Die meisten Fälle von Hodenkrebs treten zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr auf. „In dieser Altersgruppe macht der Hodenkrebs 25 Prozent der bösartigen Erkrankungen aus“, sagt Pummer. Warum dieser Krebs der Keimdrüsen vor allem junge Männer trifft, weiß die Medizin nicht – sie kennt aber Risikofaktoren.

2 Welche Risikofaktoren für Hodenkrebs sind bekannt?

Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn Männer im Kindesalter einen Hodenhochstand hatten – „das bedeutet, dass der Hoden nicht in den Hodensack gewandert ist“, erklärt Pummer. Auch die Hodenatrophie – ein Hoden ist geschrumpft – ist ein Risikofaktor, sie kann zum Beispiel durch eine Verletzung ausgelöst werden. „Der Hoden soll es nicht zu warm haben“, sagt Pummer, daher liegen die Geschlechtsteile des Mannes ja auch außerhalb des Körpers. Auch die familiäre Vorbelastung kann eine Rolle spielen: Hodenkrebs kann in Familien gehäuft auftreten. Und: Ist ein Hoden von Krebs betroffen, ist das Krebsrisiko auch für den zweiten Hoden erhöht. Treffen diese Risikofaktoren zu, ist die Selbstuntersuchung besonders wichtig.

Karl Pummer, Urologe Med Uni Graz
Karl Pummer, Urologe Med Uni Graz © kk

3 Kann ein Mann einen Tumor selbst erkennen?

„Ja“, sagt Pummer, „die Selbstuntersuchung der Hoden ist deshalb so wichtig.“ Ab der Pubertät sollte jeder Mann einmal pro Monat seine Hoden abtasten. „Typisch für den Hodenkrebs ist eine Verhärtung, die aber keine Schmerzen bereitet“, sagt Pummer. Andere Betroffene beschreiben auch ein Schweregefühl im Hoden. Ist bereits eine Schwellung sichtbar, ist der Tumor bereits gewachsen. „Sobald ein Mann an sich eine Veränderung am Hoden bemerkt, muss er sofort zum Arzt“, sagt Pummer. Die Diagnose muss so schnell wie möglich erfolgen, denn Hodentumore wachsen besonders rasch: Der Tumor kann seine Größe innerhalb weniger Wochen, bei seltenen Formen sogar innerhalb weniger Tage verdoppeln. Die schnelle Diagnose ist auch deshalb so wichtig, da gilt: Je früher der Tumor entdeckt wird, desto weniger therapeutische Maßnahmen sind notwendig.

4 Wie wird Hodenkrebs behandelt?

Die Diagnose erfolgt über die Tastuntersuchung und den Ultraschall. „Wird Krebs diagnostiziert, muss der betroffene Hoden immer entfernt werden“, sagt Pummer. Zunächst wird noch untersucht, ob sich der Tumor bereits über den Hoden hinaus ausgebreitet hat und zum Beispiel schon Lymphknoten befallen sind. „Für die Behandlung von Hodenkrebs gibt es klare Standards, dadurch haben wir auch so gute Heilungsraten von annähernd 100 Prozent – wenn die Diagnose nicht verschleppt wird“, sagt Pummer. Das liege auch daran, dass schnell wachsende Tumore sehr gut auf die Chemotherapie ansprechen.

5 Braucht es immer eine Chemotherapie?

Diese Entscheidung hängt davon ab, wie weit fortgeschritten der Krebs bereits ist. „Wenn die Diagnose früh erfolgt, ist die Chemotherapie nur selten notwendig“, sagt Pummer. Ist der Tumor schon ins Gefäßsystem eingewachsen, wird eine kurzzeitige Sicherungschemotherapie verabreicht. Oder man entschließt sich dazu, nur zu beobachten: Dafür gibt es strenge Schemata, in denen Betroffene zur Kontrolle müssen. Die Nachsorge erstreckt sich beim Hodenkrebs über vier bis fünf Jahre.

6 Wie steht es um die Fruchtbarkeit?

„Ein Hoden reicht aus, um weiterhin fruchtbar zu sein und auch hormonell im Gleichgewicht zu bleiben“, sagt Pummer. Trotzdem werde Männern angeboten, Sperma einfrieren zu lassen – für den seltenen Fall, dass später auch der zweite Hoden betroffen ist.