Die Frage. Ich bin 30 Jahre alt, mit meinem „Traummann“ verheiratet und habe eine einjährige Tochter. Mein Leben könnte so schön sein! Doch nach der Geburt unserer Tochter fiel ich in ein schwarzes Loch - ich musste ständig weinen, hatte Schlafstörungen und wollte am liebsten gar nicht aufstehen. So konnte ich unsere Kleine kaum versorgen - und hatte dabei so ein schlechtes Gewissen! An lustvolle Sexualität war in dieser Zeit nicht zu denken. Ich erhielt ein Antidepressivum zur Stabilisierung und eine Hilfsperson für einige Stunden. Das hat mir gutgetan - ich kann zumindest für unsere Tochter da sein und fühle mich lebendiger.

Für meinen Mann war das alles überhaupt nicht verständlich - unser Leben ist doch eigentlich perfekt! Ich habe mich so allein gefühlt! Um ihn „zufriedenzustellen“, habe ich seit einiger Zeit Sex mit ihm, ohne dass ich selbst Lust dazu habe. Ich habe mir gedacht, das wird sicher wieder besser - ich liebe ihn ja! Meine Lust auf Sex wird aber immer weniger. Was kann ich nur tun?

Dr. Doris Köpp antwortet. Diese sogenannte „postpartale Depression“ kann sehr belastend für Sie und Ihre Familie sein! Nicht nur Ihr Hormonhaushalt, auch Ihr Leben wird komplett auf den Kopf gestellt: Aus der Zweier- wird plötzlich eine Dreierbeziehung mit all der Verantwortung, mit der Sie sich noch dazu so alleine fühlen. Da ist dann oft kein Platz für Sex.

Das Antidepressivum ist wichtig, birgt aber zusätzlich das Risiko von Lustlosigkeit (als Nebenwirkung) in sich. Noch dazu entsteht durch den für Sie „lustlosen“ Sex eine Spirale aus Schuldgefühlen, Leistungsdruck - und wieder Lustlosigkeit. Daher ganz wichtig: Reden Sie mit Ihrem Partner darüber, auch darüber, wie er Ihnen beistehen kann - und holen Sie sich gemeinsam Hilfe bei einem erfahrenen Sexualmediziner.