Es hätten routinemäßige Wartungsarbeiten sein sollen, doch der Einsatz endete in einer Katastrophe: Zwei Elektriker wurden bei einem Arbeitsunfall in Kärnten Anfang August schwer verletzt, als es zu einem Kurzschluss kam. Ein explosionsartiger Knall gefolgt von einem Lichtbogen: Dadurch erlitten die beiden Arbeiter schwerste Verbrennungen am ganzen Körper. Einer der Arbeiter wurde daraufhin ins LKH-Uniklinikum Graz geflogen und liegt dort in einem Spezialbett – auf 700 Kilo Sand.

Luftstrom

Die weiße Decke, unter der das Brandopfer liegt, flattert, als würde durch das Zimmer der Intensivstation eine Windschneise verlaufen. Tatsächlich ist es der Luftstrom des Spezialbettes, der die Laken wehen lässt. „Das Bett ist gefüllt mit Mikroglaskugeln, die durch den starken Luftstrom verwirbelt werden“, sagt Lars-Peter Kamolz.

Der Vorstand der Abteilung für plastische Chirurgie erklärt, dass der Patient in diesem Bett quasi „schwebend“ gelagert wird: Man versinkt in den Mikroglaskugeln und der Auflagedruck ist damit minimal. Maximal waren aber die Sicherheitsbestimmungen dafür, dass das Bett überhaupt ins Grazer Klinikum transportiert werden konnte: Die Herstellerfirma verlangte ein statisches Gutachten über die Tragfähigkeit der Böden, bevor das Bett verliehen wurde. Denn: Das eigentlich unscheinbare Bett wiegt mehr als eine Tonne.

Keine Infektion

Die Druckentlastung ist aber nicht der einzige Vorteil, den dieses Bett für Brandopfer bietet: Die schweren Verbrennungen an Rücken und Gesäß haben riesige Wunden zurückgelassen. In einem herkömmlichen Bett würden sich diese Wunden schnell infizieren, da Keime dort perfekte Bedingungen vorfinden: Es ist warm und feucht.

Philipp Metnitz zeigt das Spezialbett
Philipp Metnitz zeigt das Spezialbett © Sabine Hoffmann

„Durch die Oberfläche des Bettes kann die Wundflüssigkeit abfließen und wird von den Kügelchen aufgesaugt“, erklärt Kamolz. Die verklumpten Kugeln sinken ab und können durch eine Klappe entsorgt werden. So werden die großen Wundflächen – 40 Prozent der Haut sind verbrannt – trocken gehalten.

Zeit gewinnen

Durch das Bett kann die Zeit überbrückt werden, bis dem Patienten wieder eigene Haut transplantiert werden kann. Diese Zeit ist eine große Herausforderung für die Intensivmedizin und Pflege. „Über eine solch große Wundfläche verliert man nicht nur Wärme und Flüssigkeit“, sagt Philipp Metnitz, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin. „Der Patient muss vor Infektionen geschützt und schmerzfrei gehalten werden.“

Der Betroffene wird außerdem in einen „Dämmerzustand“ versetzt: Er ist ansprechbar und kann selbst atmen, aber ist nicht bei vollem Bewusstsein. Das ist auch deshalb notwendig, weil der Schwebezustand im Bett leicht zur Seekrankheit führt.

SONJA SAURUGGER