Im November 2006 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO einen erschreckenden Bericht: Die "Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas" belegte, dass die Hälfte aller Erwachsenen und ein Fünftel aller Kinder in Europa übergewichtig sind. Und von dieser Gruppe neigt wiederum ein Drittel Adipositas, Fettleibigkeit. Der Trend ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen alarmierend.

Kinder lernen essen. Die Ernährungswissenschafterin und Gesundheitsexpertin Hanni Rützler setzt sich in ihrem neuen Buch "Kinder lernen essen - Strategien gegen das Zuviel" mit Möglichkeiten auseinander, wie man die Esskultur schon im Kindesalter fördern kann. "Unsere Esskultur ist immer noch vom Mangel vergangener Zeiten geprägt", sagte die Autorin in Gespräch mit der APA. "Es gibt immer noch die Tradition des Alles-brav-aufessens." Außerdem stört Rützler, dass der Genuss und die Lebensfreude beim Essen viel zu kurz kommen.

Vielfältiges Angebot. Zurzeit sind an die 230.000 verschiedene Lebensmittel auf dem Markt erhältlich. Wichtig wäre es, den Kindern eine möglichst große Vielfalt an Genüssen anzubieten: "Vor allem Kinder im Alter zwischen drei und fünf entwickeln Lieblingsspeisen und könnten sich dann monatelang von Pommes oder Spaghetti mit roter Sauce ernähren." Auch wenn es Eltern vielleicht schwer fällt, sich gegen die oft sehr bestimmten Menüvorstellungen durchzusetzen: Sie sollten nicht die Kinder entscheiden lassen, was sie essen wollen. "Man muss Kinder auf der Suche nach ihrer kulinarischen Identität unterstützen und ihnen helfen, Wurzeln zu schlagen."

Eltern als Vorbild. Ein zentraler Punkt ist, dass Kinder nicht das gerne essen, was sie mögen, sondern das mögen, was sie oft essen. "Eltern haben eine große Verantwortung für die Geschmacksentwicklung von Kindern. Und sie sind dementsprechend große Vorbilder. Wenn Eltern selbst regelmäßig verschiedene Obst- und Gemüsesorten essen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass auch Kinder für sich selbst Obst-und Gemüsevorlieben entwickeln."