Der deutliche Anstieg der Neuerkrankungen am Typ-2-Diabetes, zu dem es bei Kindern und Jugendlichen in den Jahren 2021 und 2022 gekommen war, hat sich in den beiden Folgejahren nicht fortgesetzt“, schrieb das Deutsche Ärzteblatt zu der wissenschaftlichen Analyse der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV). An diesem sind rund 400 Behandlungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich, aber auch aus Luxemburg sowie der Schweiz beteiligt.

Was früher als „Altersdiabetes“ bezeichnet wurde, medizinisch ausgedrückt ein nicht-insulinabhängiger Diabetes, verdient längst nicht mehr die erste Bezeichnung, bereits seit längerem nahm die Zahl der pädiatrischen Erkrankungen am Typ-2-Diabetes zu. Bereits in den Jahren 2011 bis 2016 waren im Durchschnitt jeweils 78 Neuerkrankungen pro Jahr dokumentiert worden. Ab 2017 stieg die Zahl auf über hundert neue Erkrankungen an, im Jahr 2019 waren es 114 Fälle.

Zahlen sind während der Pandemie gestiegen

Doch mit Covid-19 ab Ende 2019 erhöhte sich in dem Register die Zahl der neu entdeckten Typ-2-Diabetes-Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen plötzlich sehr schnell. Nach einer Auswertung von Jessica Bokelmann (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel) erfolgte im Jahr 2020 eine weitere Zunahme auf 133 Neuerkrankungen. Im Jahr 2021 wurden sogar 190 Fälle registriert, entsprechend einer Inzidenz von 2,1 Fällen pro 100.000 Patientenjahre.

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Noch weniger körperliche Bewegung infolge der Lockdowns und noch mehr Zeit vor dem Computer durch Home-Schooling und In-House-Freizeitgestaltung hatten ihre Auswirkungen, etwa durch Gewichtszunahme, weniger Fitness etc. Die Spitze des Eisbergs stellt dann nicht-insulinabhängiger Diabetes dar.

Silberstreif am Horizont

Doch es gibt mittlerweile einen Silberstreif am Horizont. Seit dem Ende der Einschränkungen ist die Inzidenz wieder rückläufig. Jessica Bokelmann ermittelte für 2022 eine Inzidenz von 1,6 und für 2023 von 1,5 pro 100.000 Patientenjahre. Auch das Geschlechterverhältnis hat sich verändert: Bis 2018 waren in der Regel mehr Mädchen als Burschen am Typ-2-Diabetes erkrankt. Im Jahr 2019 war das Verhältnis erstmals ausgeglichen. In den Jahren 2020 und 2021 erkrankten dann mehr Buben als Mädchen. In den Jahren 2022 und 2023 war der Unterschied rückläufig und nicht mehr signifikant.

Bokelmann führt den Rückgang neuer Fälle auf die Zunahme von Sport und Bewegung nach dem Ende der pandemiebedingten Lockdowns zurück. Die ärztlichen Untersuchungen von Schulanfängern aus verschiedenen deutschen Bundesländern für das Schuljahr 2023 hätten gezeigt, dass die Kinder insgesamt wieder einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) hätten.