Eine ausreichende Dosis an Sonne - und damit an Vitamin D - sollte bei Frauen, die schwanger werden wollen, vorhanden sein. Über diese, noch nicht eindeutig erwiesene, Forschungserkenntnis, berichtete Bettina Toth, Direktorin der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Uni-Klinik Innsbruck, im APA-Gespräch.

"In der Schwangerschaft und Stillzeit existiert ein erhöhter Bedarf an Vitamin D. Der Normwert liegt für 25-OH-Vitamin D bei 30-50 Mikrogramm pro Liter", sagte Toth. Man habe lange vernachlässigt, dass der Vitamin D-Spiegel tatsächlich bei vielen Frauen mit Kinderwunsch, insbesondere in den Wintermonaten, niedrig sei - und man diesen in den sonnenarmen Monaten durch Einnahme von Präparaten auffüllen sollte, so die Medizinerin. "In Richtung Sommer kann der Bedarf eigentlich ganz gut mit dem eigenen Vitamin D abgedeckt werden." Grundsätzlich könne man natürlich nicht sagen, dass man beispielsweise im Frühling mehr Eisprünge hätte. "Wir bekommen ja in jedem Monat Kinder oder werden schwanger", so Toth.

Einfluss von Ernährung auf Kinderwunsch

Den Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf den Kinderwunsch will Toth am kommenden Wochenende bei der wissenschaftlichen Fachtagung "Hormone im Frühling" an der Universitätsklinik Innsbruck besprechen. Gemeinsam mit Kollegen der österreichischen, deutschen und schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat Toth ein Leitlinienprojekt erarbeitet. Das Ergebnis sind insgesamt über 100 Empfehlungen. Dadurch soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Bezug auf die Unterstützung von Frauen, die schwanger werden wollen, verbessert werden.

Empfohlen wird laut Toth beispielsweise eine engere Zusammenarbeit bei Frauen, die an einer Essstörung leiden und schwanger werden möchten. In diesem Fall sollten etwa Reproduktionsmediziner der Psychosomatik oder der medizinischen Psychologie zusammenarbeiten. Denn hier gäbe es über den Wunsch der Schwangerschaft hinaus noch weitere Herausforderungen. Während der Schwangerschaft könnten sich für eine an Essstörung erkrankte Frau Probleme auftun, wenn sich der eigene Körper verändert - etwa wenn der Bauch dicker wird.

Auch weil immer mehr Frauen mit Kinderwunsch aufgrund schlechter Ernährung und Bewegungsarmut an Typ-2-Diabetes leiden würden, gäbe es neue Herausforderungen zu meistern. Zumal sich "das Risiko von frühen Fehlgeburten, aber auch von Fehlbildungen" erhöhe, betonte Toth. Das Erkennen von genetischen Erkrankungen steht am Wochenende ebenfalls am Tagesplan. Die Leitlinien beschreiben etwa, "welche genetischen Erkrankungen gibt es, welche davon können zu Kinderlosigkeit oder Problemen führen", so die Ärztin. Es gäbe zum Beispiel Fälle, wo sich Paare zufällig finden, die beide eine seltene Genmutation haben. Deren Kombination könne dazu führen, dass die Elternschaft unerfüllt bleibt oder es zu Fehlgeburten kommt, erklärt sie weiters.

Toth wünscht sich noch mehr Austausch mit Kollegen im niedergelassenen Bereich: Hier könne schon viel getan werden, bevor tatsächlich der Weg in eine Kinderwunschklinik angetreten werden muss. Häufig liege bei unerfülltem Kinderwunsch eine Störung der Eizellenentwicklung vor, "wo man schon mit einfachsten Mitteln, in Form von Tabletten oder niedrigdosierten Spritzen mit Hormonpräparaten" den Zyklus optimieren könne. Außerdem würde man auch häufig beobachten, dass viele gar nicht wüssten, wann der richtige Zeitpunkt, um schwanger zu werden, sei. Jetzt im Frühling seien die Bedingungen jedenfalls gut: "Die Menschen gehen mehr raus, haben mehr Bewegung und es gibt Veränderungen im Herzkreislaufsystem. Es ist eine dynamische Zeit", so Toth.

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