Er kam gerade erst aus dem Urlaub zurück, als ihn sein Hausarzt aufgrund besorgniserregender Kreatinin-Werte ins Krankenhaus schickte: Die hohen Werte deuteten daraufhin, dass seine Nieren versagten - es war zunächst jedoch nicht klar, was die Ursache dafür war.

Nach Untersuchungen stellte sich heraus, dass der 54-Jährige an einer Hyperkalzämie litt: Der Patient hatte zu viel Kalzium im Blut. Die Erkrankung war eine Folge einer viel zu hoch dosierten Einnahme von Vitamin-D-Tropfen.

Der Mann nahm pro Tag 8000 bis 12.000 Internationale Einheiten (IE) und das über zwei Jahre hinweg. Die empfohlene tägliche Dosis sind jedoch 800 bis 1000 Einheiten - und die braucht es auch nur dann, wenn ein Mangel an Vitamin D vorliegt.

Der Fall des Patienten, den kanadische Mediziner im Fachjournal Canadian Medical Association Journal (CMAJ) beschrieben haben, endete damit, dass seine Kalzium- und Vitamin-D-Werte nach einem Jahr Behandlung wieder Normalwerte erreicht haben. Der Patient muss nun aber mit einer chronischen Nierenschwäche leben.

Eine solche Überdosierung von Vitamin D ist zwar selten - der Fall des Kanadiers zeigt aber deutlich, dass Nahrungsergänzungsmittel keineswegs bedenkenlos eingenommen werden sollten: "Eine Vergiftung durch Vitamin D mag selten sein, aber Ärzte müssen sich der Risiken bewusst sein, um Komplikationen durch eine Hyperkalzämie zu vermeiden", schreibt Autor Bourne Auguste in dem Bericht.

Und weiter: "Studien zeigen, dass eine Dosierung höher als 10.000 Einheiten pro Tag über mehrere Monate hinweg zu einer Vergiftung führen kann." Da die Aufnahme im Körper unterschiedlich ist, könne die Dosis, ab der es zu Vergiftungserscheinungen kommt, aber unterschiedlich sein.

Was bringt die Einnahme von Vitamin D überhaupt?

„Vitamin D ist kein Wundermittel, das bei allen gegen alles hilft“, sagt Karin Amrein, Endokrinologin an der Med Uni Graz - sondern Vitamin D wird dann relevant, wenn ein Mangel vorliegt.

„Gesichert ist, dass die Einnahme von Vitamin D Atemwegsinfekte verhindern kann, wenn ein Mangel vorliegt“, sagt Amrein. Ein Vitamin-D-Mangel könne das Immunsystem schwächen. Auch der Einfluss auf Knochen und Muskeln sei erwiesen - daher spiele Vitamin D auch eine große Rolle in der Therapie von Osteoporose.

Nun ist es aber so, dass es in Österreich in den Wintermonaten - ungefähr von Oktober bis März - gar nicht möglich ist, seinen Vitamin-D-Bedarf auf natürlichem Weg zu decken: „Die Sonneneinstrahlung ist zu schwach“, sagt Stefan Pilz, der an der Med Uni Graz zu Vitamin D forscht - und über die Nahrung könne nur ein geringer Teil aufgenommen werden. Auch die „Vorräte“ aus dem Sommer retten uns nicht über den Winter: „Die Vitamin-D-Speicher haben eine Halbwertszeit von nur zwei bis drei Wochen“, sagt Pilz.

Um ausreichend mit Vitamin D versorgt zu sein, sollte man einen Wert von 20 Nanogramm pro Milliliter haben. Das erreicht man, wenn man pro Tag 800 bis 1000 Einheiten einnimmt. „Relevant ist das auch für Frauen, die schwanger werden wollen“, sagt Pilz. Extrem hohe Dosen jedoch, wie sie von manchen Wunderheilern empfohlen werden, seien „völlig unsinnig und können zu Nierenproblemen führen“, sagt die Endokrinologin Amrein.