Manchmal bleibt unterm Christbaum viel Enttäuschung übrig. Bei Kindern, weil das neue Spielzeug, kaum angefasst, schon zu Bruch geht oder Teile verliert. Bei Eltern angesichts einer ernüchternden grellbunten Plastikorgie, bei der sie als dienstbeflissenes Christkind kräftig mitgeholfen haben.
Geht das auch anders? Absolut! Denn Spielzeug, das die kindliche Fantasie beflügelt, strapazierfähig ist und die Umwelt nicht über Gebühr belastet – das gibt’s. „Spiel gut“, ein Verein von Ehrenamtlichen in Deutschland, hat sich seit den 1950er-Jahren der Suche nach diesen Spielzeugvarianten verschrieben. Das oberste Kriterium ist laut Vereinsvorstand Ingetraud Palm-Walter „ein hoher Spielwert“. Will heißen: „Kinder sollen selbst aktiv werden, sich was ausdenken können. Das Spielzeug soll in ihren Händen lebendig werden.“

Ohne Reizüberflutung


Als Beispiel nennt sie nicht, wie man jetzt tippen würde, Holzspielzeug, sondern: einen ferngesteuerten Spielhubschrauber. „Damit kann man Hindernisflüge machen und einen Bewerb fliegen. Das hat einen guten Spielwert“, sagt Palm-Walter. Wobei elektronisches Spielzeug schon eine Frage des Alters sei: „Besser später als früher damit anfangen“, lautet da der Tipp. Wenig Spielwert hätten hingegen etwa „Lerntische“ aus Plastik, auf denen Kleinkinder herumdrücken müssen, um Melodien oder Geräusche zu erzeugen. „Da geht’s rein um das Ursache-Wirkung-Prinzip. Und das erkennen Kinder auch bei einem Hampelmann, aber dort ohne Reizüberflutung.“

Ohne Overkill

Neben der Einhaltung der Sicherheitsnormen ist auch die schöne Gestaltung ein Kriterium: „Bei Gesellschaftsspielen etwa gibt’s den Trend, alles comicmäßig aufzumotzen und zu überfrachten.“ Die besseren würden es schaffen, die Spiele nett und witzig zu gestalten, ohne Overkill von Formen und Farben. Weiters achtet der Verein auch auf gutes Design, passende Materialien („Hält das Spielzeug aus, was damit gespielt wird?“), eine verständliche Anleitung und ressourcenschonende Verpackung.
War denn früher alles besser beim Spielzeug? „Es gibt schon große Veränderungen“, räumt die Expertin ein. Bei Konstruktionsmaterial – Stichwort: Bausteine – gab’s früher nur Grund- und Erweiterungskästen. „Das ließ freies, kreatives Bauen zu.“ Heute gibt es fast nur Modellkästen, in denen die Formen fix vorgegeben sind. Außerdem hängen sich immer mehr Hersteller an mediale Themenwelten wie Star Wars oder Ghostbusters dran. „Dieses Weitervermarkten von Serien und Filmen lehnen wir ab“, stellt Palm-Walter klar. Letztlich ist auch das mit dem Spielzeug transportierte Weltbild ein Thema: „Die Barbie-Werte unterstützen wir nicht. Ähnlich ist es bei Lego Friends, die sehr auf Konsum und Luxus ausgerichtet sind, mit viel Rosa und Lila. Das bewerten wir nicht als positiv.“

Ohne Klischees


Die Geschlechterstereotype feiern generell fröhliche Urständ: Weibliche Spielfiguren erscheinen oft als schönheitsfokussierte Konsumentinnen, männliche als Retter der Welt. Palm-Walter: „Das sollte doch passé sein. Heute retten auch Frauen die Welt und auch Männer kaufen Hautcremes.“
Die Empfehlungen des Vereins findet man auf seiner Website www.spielgut.de Ein paar Namen lässt die Expertin aber fallen: SmartGames, Puky, Kapla, aber auch die Lego-City-Linien oder die bekannten Allerwelts-Linien von Playmobil (Feuerwehr, Ritter etc.).