Im analogen Leben soll es im Schnitt rund ein Jahr dauern, bis aus einem ersten Date der eigene Lebensabschnittspartner wird. Wer online anbandelt, schafft das angeblich schon binnen zwei Monaten. Online-Paare sind auch schneller verheiratet als die Offline-Konkurrenz, sie gehen angeblich zärtlicher miteinander um, geben mehr auf innere Werte und sind mit ihrer Beziehung insgesamt zufriedener. So weit die Daten aus der neuen Analyse, die Marketagent unlängst im Auftrag von Parship, dem Marktführer unter den Partnerbörsen in Österreich, durchführte.

Ist der Computer klüger in Liebesfragen als ein Single allein? Was könnte das Geheimnis dieses Erfolgsprinzips sein?, fragen wir Caroline Erb, die als Psychologin für Parship arbeitet. „Das Computerprogramm von Parship basiert auf einem wissenschaftlichen Verfahren, das vom deutschen Psychologen Hugo Schmale entwickelt wurde, in Summe stehen 40 Jahre Partnerschaftsforschung dahinter. An die 80 direkte und indirekte Fragen mit rund 400 Antwortmöglichkeiten messen auf 32 Skalen die relevanten Merkmale einer Partnerschaftspersönlichkeit“, erklärt sie die Basis. Richtig oder falsch gebe es dabei nicht. „Zum Test gehören auch Traumsequenzen und Bilder, zu denen man ankreuzen muss, was man damit assoziiert“, ergänzt die Psychologin und bringt damit auch den Vorteil gegenüber Dating-Portalen auf den Punkt, die mit bloßer Selbsteinschätzung der Teilnehmer arbeiten: Bei einer solchen kann schließlich gut geschummelt werden. Der Test unterteile sich letztlich in die Bereiche Interessen, Gewohnheiten, Kommunikation und Persönlichkeit – mit dem Hauptfokus auf Persönlichkeit. Auf Basis der Persönlichkeitsprofile schlägt Parship dann Partner vor, mit denen man harmonieren sollte. „Es geht dabei um eine ausgewogene Mischung aus ,Gleich und gleich gesellt sich gern‘ und ,Gegensätze ziehen sich an‘“, sagt Erb.

Caroline Erb ist Psychologin bei Parship
Caroline Erb ist Psychologin bei Parship © (c) ALEX GOTTER

Wo sich Partner möglichst ähnlich sein sollten? „Beim Wunsch nach Partnernähe (Wie viel gemeinsame Zeit möchte man verbringen?) oder nach einem geregelten Leben, beim eigenen Aktivitätsbedürfnis (Stichwort Couchpotato oder Extremsportler) und bei der Einfühlsamkeit“, zählt die Psychologin Beispiele auf, wo für eine erfüllte Partnerschaft eine möglichst große Übereinstimmung gegeben sein sollte. Beim Durchsetzungswillen hingegen seien durchaus Unterschiede von Vorteil: „Wenn beide Partner sehr dominant sind, kann es zu Spannungen kommen. Im Idealfall zeigt einer Ausgleichsbereitschaft.“ Auch könne ein Extrovertierter mit einem Introvertierten glücklich werden. „Es geht nur darum, extreme Ausreißer zu vermeiden.“ Bei Vorlieben und Hobbys wiederum seien freilich eher Ähnlichkeiten von Vorteil. Das Studienergebnis, dass Online-Paare generell schneller bereit sind, sich auf die neue Beziehung voll und ganz einzulassen, und auch mehr in die Partnerschaft investieren (Stichwort miteinander Reden und Zueinanderhalten), mag auf den ersten Blick nach Werbebotschaft klingen.

Auf den zweiten Blick offenbart sich aber die Logik des Prinzips: „Bei einer Partnerbörse melden sich nur Menschen an, die wirklich jemanden suchen, hier finden sich großteils Singles, die sich mit dem Thema Partnerschaft und Alleinsein bewusst auseinandergesetzt haben und wissen, was sie wollen“, sagt Erb. Offline dauert es schon eine Weile, bis man herausfindet, ob jemand überhaupt sucht, man fürchtet die Gefahr, sich einen Korb zu holen. Hier wie dort lohne es sich aber, einfach die Augen offen zu halten und Aktivitäten zu setzen. Abwarten und Tee trinken ist eher ein Rezept, sicher Single zu bleiben. Erb: „Man kann online registriert sein und trotzdem morgen den Traumpartner im Supermarkt kennenlernen, das eine schließt das andere nicht aus.“ Wer die Online-Chance nutzt, erhöhe nur seine Chancen. „Und was kann im schlimmsten Fall schon passieren?“, fragt Erb und hat auch gleich eine Antwort parat: „Selbst wenn der Funke nicht überspringt, hat man vielleicht doch Leute kennengelernt, mit denen man gern ins Kaffeehaus geht oder in die Oper.“  Das möglichst rasche Treffen im echten Leben ist ihrer Ansicht nach auch dort ratsam, wo sich online bereits Schmetterlinge im Bauch ankündigen: „Man entwickelt leicht ein Fantasiebild, wenn man einander monatelang nur romantisch schreibt.“

Die Erfolgsquote von Parship liegt übrigens bei 38 Prozent.