Sie haben mit Ihrem Sternerestaurant Hiša Franko schon unglaublich viel zu tun. Dazu kommen noch die weltweiten Reisen, die Bäckerei in Laibach, Werbedeals sowie das neue Restaurant in Istrien. Trotzdem haben Sie mir einst verraten, dass Sie nach wie vor gerne auch zu Hause kochen. Warum?
Ana Roš: Weil ich gerne unter Kontrolle habe, was meine Familie isst. Dabei geht es nicht kompliziert zur Sache. Wir verwenden hochwertige Produkte aus der Region und kochen simple Gerichte damit. Es klingt kitschig, aber die wichtigste Zutat beim Kochen ist doch nun wirklich die Liebe. Und was gibt es Schöneres, als den Menschen, die einem am wichtigsten sind, ein liebevoll zubereitetes Mahl zu servieren?

Welches einfache Gericht à la Ana Roš könnten Sie denn Anfängern ans Herz legen?
Wenn man einen hat, geht man am besten in den Garten und holt ein paar Tomaten. Und wenn nicht, geht man zum Gemüsedealer seines Vertrauens. Dann braucht es nicht mehr viel. Etwas Olivenöl, die Tomaten schneiden und leicht dünsten. Pasta halb gar kochen und anschließend beides zusammen fertig garen. Sollte man noch etwas Cottage Cheese daheim haben, wäre das Glück auch schon perfekt. Ein paar frische Kräuter dazu. Mahlzeit!

2017 zur Nummer 1 der weltbesten Köchinnen von den »The World’s 50 Best Restaurants« ausgezeichnet, widmet sich Roš in dem im Jahr 2000 von ihrem Schwiegervater übernommenen Restaurant »Hiša Franko« einer Kulinarik, in der sie sich Produkten der Region verschreibt.
2017 zur Nummer 1 der weltbesten Köchinnen von den »The World’s 50 Best Restaurants« ausgezeichnet, widmet sich Roš in dem im Jahr 2000 von ihrem Schwiegervater übernommenen Restaurant »Hiša Franko« einer Kulinarik, in der sie sich Produkten der Region verschreibt. © Suzan Gabrijan

Und welche Küchen-Utensilien können sie empfehlen, die einem das Leben in der Amateurküche massiv erleichtern?
Also ein Mixer ist immer gut. Zumindest ein Stabmixer ist Pflicht. Ein gutes Küchenmesser mit hochwertigem Schneidbrett darf nicht fehlen. Und was dann am Herd den Unterschied macht, sind tolle Pfannen und Töpfe. Sie beeinflussen maßgeblich die Textur und den Geschmack der Gerichte.

Wenn wir jetzt spontan bei Ihnen zu Hause vorbeikommen und den Kühlschrank öffnen: was würden wir darin finden?
Ehrlich gesagt nicht viel. Ich komme gerade aus der Türkei und war die letzten zehn Tage auf Reisen. Wobei wir generell versuchen den Kühlschrank nicht zu überladen. Es soll immer nur das drinnen sein, was wir auch unmittelbar in den nächsten paar Tagen verkochen können. Ich hasse das Verschwenden von Lebensmitteln und daher wird so gut es geht immer alles frisch gekauft. Ob am Markt oder im Supermarkt. Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: ein paar Joghurts, Tomatensoße, Marmelade, ein Stück Butter und jede Menge Soßen die ich auf meinen Trips rund um die Welt mit nach Hause gebracht habe.

Was kommt auf die Teller, wenn Sie, so wie gerade jetzt, eher gestresst sind?
Wenn ich es eilig habe, mag ich eigentlich nicht essen. Aber natürlich müssen die Kids gefüttert werden. Daher die bereits angesprochene Pasta. Da kann man während die Tomaten köcheln auch noch einen kurzen Online-Call einschieben. Und sonst gibt es einen tollen Salat. Dabei wird alles Brauchbare aus dem Kühlschrank miteinander kombiniert. Hauptsache, es ist frisch, natürlich.

Roš’ Spitzenküche verbindet lokale und saisonale Ingredienzien ihrer Heimat mit einem avantgardistischen Ansatz. In ihren Gerichten spiegeln sich traditionelle Rezepte und die urwüchsigen Naturschätze der Umgebung wider
Roš’ Spitzenküche verbindet lokale und saisonale Ingredienzien ihrer Heimat mit einem avantgardistischen Ansatz. In ihren Gerichten spiegeln sich traditionelle Rezepte und die urwüchsigen Naturschätze der Umgebung wider © Suzan Gabrijan

Sie sind gewohnt für viele Gäste zu kochen. Hat man Gäste eingeladen, möchte man jedoch nicht nur in der Küche stehen, sondern sich auch am Esstisch einfinden. Einen Tipp wie man dieses Problem umgeht?
Man dreht den Spieß ganz einfach um! Wenn möglich holt man die Gäste in die Küche und lässt sie mitkochen. Das macht Spaß und ist ungleich kommunikativer.

Apropos kommunikativ: viele lassen sich gerade von den unzähligen Social-Media-Food-Trends inspirieren. Finden auch Sie dort Inputs oder schlagen Sie eher traditionelle Kochbücher auf?
Ich benutze keine Kochbücher in meinen Restaurants und schon gar nicht bei uns zu Hause. Ich koche seit jeher komplett intuitiv. Das ist wahrscheinlich die große Gabe, die ich habe.

Wir leben in unsicheren Zeiten. Viele müssen immer mehr auf ihre Ausgabe achten. Wie schafft man es günstig zu kochen, aber trotzdem so, dass es noch hervorragend schmeckt?
Man arbeitet mit frischen hochwertigen Produkten. Dazu einige gute hochwertige Gewürze. Fertig. So kann etwa eine Polenta mit etwas Hartkäse zum absoluten Genusserlebnis werden. Es braucht kein Filetsteak um ein tolles Essen zu kochen. Nur nicht mit Gewürzen sparen. Schon gar nicht mit Salz. Salz macht jedes Gericht ganz einfach köstlich!