Beim Fischessen im Mittelmeerurlaub werde einem mitunter Hai untergejubelt, warnt die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature). "Oft landet illegal als Schwertfisch deklarierter Hai auf den Tellern. Dabei sind Haipopulationen im Mittelmeer bereits drastisch überfischt. Mehr als die Hälfte der Arten sind gefährdet, ein Drittel sogar akut", sagte WWF Österreich-Meeresexpertin Simone Niedermüller anlässlich des internationalen Shark Awareness Day (14. Juli).

Das Mittelmeer gilt generell als eines der am meisten überfischten Meere. Es werde mehr als doppelt so viel gefangen, wie nachhaltig wäre. Hai stehe in der Mittelmeerregion häufig auch legal auf Speisekarten und werde auf Märkten breit angeboten. "Wir raten stark vom Kauf ab. Dazu ist die Lage der Haie viel zu prekär. Das gilt aber auch für Schwertfische und viele weitere Fischarten", sagte Niedermüller. "Obwohl Haie Schlüsselrollen in den Meeren spielen, werden jährlich etwa 100 Millionen getötet – 18 Millionen davon alleine in den Gewässern der EU. Das Mittelmeer ist weltweit der gefährlichste Lebensraum für Haie."

Zwar verabschiedete die regionale Fischereimanagementbehörde für das Mittelmeer im letzten Jahr Verbesserungen im Management von Haien und Rochen – ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dennoch: "Die transparente Meldung von Fängen und Beifängen sowie die nachhaltige Bewirtschaftung der Haibestände bleiben ein ungelöstes Problem. Die Länder müssen umsetzen, wozu sie sich verpflichtet haben. Ohne die Beseitigung von Schlupflöchern wird sich nichts ändern", sagt Niedermüller.

In der EU würden immer noch vom Aussterben bedrohte Arten ohne Management gefangen und vermarktet, so der WWF. Die EU-Fischereistaaten seien für 18 Prozent der weltweit getöteten Haie und Rochen verantwortlich. Europa sei global der wichtigste Markt für Haifleisch, Spanien, Italien, Portugal und Frankreich zählten zu den zehn größten Importeuren.

Niedermüller forderte weitere Maßnahmen zur Eindämmung von Beifang, also dem ungewollten Fang von Haien bei der Jagd auf andere Fischarten. "Bordkameras zur lückenlosen Dokumentation der Fänge müssen in Risiko-Fischereien endlich verpflichtend werden."