Stundenlang am Fahrrad unterwegs und die Sportbekleidung drückt oder ist unbequem – diese Erfahrung mussten die leidenschaftlichen Rennradfahrerinnen Donata Schörkmaier und Katharina Stelzer in der Vergangenheit öfter machen. Bis sie das Problem selbst in Angriff nahmen und 2018 KAMA gründeten, eine Sportmarke für Rennradbekleidung für Frauen. "Zuerst haben wir nur Casual Wear wie Pullover und T-Shirts auf den Markt gebracht, die Entwicklung der eigentlichen Funktionskleidung hat eineinhalb Jahre gedauert, weil wir uns wirklich Gedanken gemacht und viel ausprobiert haben", so Schörkmaier.

Das Problem: Rennradfahren sei immer noch ein stark männerdominierter Sport, so die Unternehmerin. "Deshalb gibt es am Markt viele Teile, die nicht richtig auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet sind." Mit KAMA wollte das Duo eine Lücke füllen und gleichzeitig den Fokus auf nachhaltige Produktion lenken. Hergestellt wird die Sportbekleidung aus recyceltem Polyester in einer von Frauen geführten Produktionsstätte in Italien, südlich des Gardasees. "Italien ist in Europa eines der kulturellen Rennradsportzentren, es gibt zahlreiche wunderschöne Pässe, die man befahren kann, deshalb haben wir uns dafür entschieden", so Schörkmaier.

Die Gründerinnen Donata Schörkmaier und Katharina Stelzer sind selbst leidenschaftliche Radlerinnen
Die Gründerinnen Donata Schörkmaier und Katharina Stelzer sind selbst leidenschaftliche Radlerinnen © Johannes Sommer

Von Frauen für Frauen

Von Frauen für Frauen lautet die Devise der beiden jungen Unternehmerinnen. "Unsere Partnerinnen in Italien wissen genau, was wir wollen und brauchen." Das Herzstück der Marke sind die speziellen Fahrradhosen, die die beiden Steirerinnen gemeinsam entwickelt haben. Drei unterschiedliche Ausführungen führt KAMA derzeit, jede ist auf individuelle Bedürfnisse der Radfahrerinnen ausgerichtet. "Die Core-Variante ist für Fahrten bis zu vier Stunden ausgerichtet, die Pro-Varianten für bis zu 9 Stunden und mehr", erklärt Stelzer. Je nach Ausführung haben so unter anderem die Sattelpolster mehr Schichten, um den Fahrkomfort zu erhöhen. "Bei den Proversionen wird der Bund außerdem mit kleinen Silikonpunkten am Bein gehalten, damit nichts verrutscht und einschneidet."

Von Westen über Jerseys - KAMA bietet alles, was Frau zum Radfahren braucht
Von Westen über Jerseys - KAMA bietet alles, was Frau zum Radfahren braucht © Johannes Sommer

Derzeit arbeitet das Duo an neuen Gestaltungsmöglichkeiten einer Hose, die es Frauen erlaubt, in der Natur zur Toilette zu gehen, ohne diese auszudehnen oder sich ausziehen zu müssen. "Das ist eine richtige Herausforderung, da viele Rennradhosen, so auch unsere, Träger haben, damit nichts verrutscht", so Schörkmaier.

Gemeinsam unterwegs

Jerseys, Westen, Socken, sogar Trinkflaschen hat das junge Unternehmen im Sortiment, für den Herbst arbeitet das Duo gerade an einer geeigneten Jacke zum Drüberwerfen. Funktionalität ist den Frauen wichtig, an den Jerseys sind auch geheime Fächer angebracht. "Für Geld, Handy oder, ganz wichtig, Snacks", schmunzelt Stelzer. "Beim Radfahren trägt man schließlich alles, was man dabei hat, irgendwo am Körper." Zusätzlich arbeiten die beiden Unternehmerinnen mit einem Grazer Designer, der aus Segelplanen kleine Taschen herstellt. "Die sind bis zu einem gewissen Grad auch wasserdicht, mir ist das Tascherl mit dem Handy mal beim SUP fahren in den See gefallen und es ist nicht nass geworden", erzählt Schörkmaier. "Einen Tauchgang schafft es aber natürlich nicht", fügt sie hinzu.

Frauen am Rad zusammenzubringen – ein weiterer wichtiger Aspekt der Unternehmerinnen, die über den Sommer einen Pop-up-Store in der St. Veiter Straße 11 in Andritz betreiben. "Wir veranstalten immer wieder Girl's Rides, um Frauen die Möglichkeit zu geben, gemeinsam in der Gruppe unterwegs zu sein und sich auszutauschen", sagt Schörkmaier. "Meistens fahren Frauen mit ihren Partnern, die dann oft schneller unterwegs sind, das macht dann irgendwann keinen Spaß mehr, mit den Girl's Rides wollen wir Abhilfe schaffen."

Fokus im Tourismus

Auch immer mehr Tourismusregionen bieten spezielle Rad-Angebote für Frauen an, unter anderem hat eine der größten Bike-Regionen in Österreich, Saalbach-Hinterglemm, das Programm ausgeweitet. Vom Gravel Biken auf nicht asphaltierten Straßen bis hin zu E-Bike-Touren und Übungsarealen ist für jedes Level etwas dabei, weibliche Profiradlerinnen stehen als Guides in dem Gebiet zur Verfügung, in dem sich auch der Epic Bikepark Leogang und die Bike Area Streuboden in Fieberbrunn finden.