Der VKI nahm für die November-Ausgabe der Zeitschrift Konsument zehn verpackte Toastschinken aus dem Supermarkt unter die Lupe. Am Ende der Mindesthaltbarkeit war nicht einmal jeder zweite davon hygienisch einwandfrei. Im Geschmackstest waren die meisten Produkte auch gleich nach dem Einkauf nur mittelmäßig. Hat Sie das als Leiterin des Projektbereichs Lebensmittel beim VKI überrascht?

NINA SIEGENTHALER: Nicht wirklich. Der VKI hat Toastschinken in den vergangenen Jahren schon zweimal getestet und das Ergebnis war ähnlich schlecht. Es gab immer ein paar „Nicht zufriedenstellend“.

Liegt es an der abgepackten Ware an sich? Ist es besser, unverpackten Schinken zu kaufen?

NINA SIEGENTHALER: Das kann man so nicht sagen. Verpackte Ware durchläuft im Werk einen Qualitätsprozess und wird dann zu 99 Prozent hygienisch einwandfrei verpackt. Bei unverpacktem Schinken hängt es davon ab, wie sauber in der Feinkostabteilung des Supermarkts gearbeitet wird, da sehe ich mehr Problemstellen, die das Produkt verunreinigen können.

Wie erklären sich denn die Hersteller die schlechten Testergebnisse bei Toastschinken?

NINA SIEGENTHALER: Sie sind immer der Ansicht, dass es an der Kühlkette liegt, die ja nicht unterbrochen werden darf. Also hat nach Ansicht der Hersteller entweder der Konsument einen Fehler gemacht oder es heißt: „Wir versuchen, den Handel besser zu schulen.“ Das Ergebnis wird auch gern als Momentaufnahme abgetan, man beruft sich auf Internet-Untersuchungen, die bestätigen, dass die Ware in Ordnung ist.

Auf das Mindesthaltbarkeitsdatum von abgepacktem Toastschinken sollte man sich also nicht verlassen?

NINA SIEGENTHALER: Nein, man sollte nur Ware kaufen, bei der das Haltbarkeitsdatum noch lange nicht abläuft, und geöffnete Packungen rasch verbrauchen. Vom Einkauf von Großpackungen raten wir deshalb eher ab. Wenn man eine Packung öffnet, sollte man außerdem am Schinken riechen. Ein dumpfer Geruch weist auf beginnenden Verderb hin.

Nur zur Sicherheit: Die beanstandeten Produkte waren zwar extrem unappetitlich, aber nicht gesundheitsgefährdend?

NINA SIEGENTHALER: Akut gesundheitsgefährdende Keime wurden bei der mikrobiologischen Untersuchung nicht gefunden.

Vom Preis lässt sich auch nicht auf Qualität schließen?

NINA SIEGENTHALER: Nein. Der Testsieger und der schlechteste Schinken im Test waren diesmal die zwei teuersten Produkte in unserer Auswahl.

Sie haben sich auch den Salzgehalt von Toastschinken angesehen. Der ist in allen Produkten viel zu hoch?

NINA SIEGENTHALER: Das Thema ist hier eher, dass nicht richtig deklariert wird, meistens ist mehr drinnen, als auf der Verpackung draufsteht.

Interessant ist auch der Wassergehalt von Schinken.

NINA SIEGENTHALER:  Prinzipiell gibt es europaweit einen Grenzwert für das Verhältnis von Wasser zu Eiweiß. Zwei der Toastschinken aus unserem Test lagen außerhalb der vorgegebenen Toleranzgrenze, bei einem davon ist schon auf der Verpackung ein erhöhter Wasseranteil angegeben. Daraus kann jeder selbst seine Schlüsse ziehen.

Unter Konsumentennepp fällt wohl auch die Verpackung von zwei Toastschinken aus dem Test, die in einer leicht rosa gefärbten Folie angeboten werden, damit der Schinken besser aussieht. Ist das überhaupt erlaubt?

NINA SIEGENTHALER: Erlaubt ist es schon, nur nicht unbedingt üblich. In Zeiten von Facebook & Co erlauben sich das nicht mehr viele Firmen, weil sie die entsprechenden Rückmeldungen von erbosten Kunden bekommen.

Toastschinken ist insgesamt also keine Empfehlung. Aber warum hat der VKI gerade diese Art von Schinken getestet?

NINA SIEGENTHALER: Wir haben unsere Leser gefragt, mit welcher Sorte Schinken sie ihren Schinken-Käse-Toast am liebsten zubereiten: Die Mehrheit nannte uns Toastschinken, was wohl an der praktischen Form liegt, die der Schinken hat. Im Dezember wird es übrigens einen Test von Toastkäse durch den Verein für Konsumenteninformation geben.