Erst 1913 wurde Georg Büchners unvollendet gebliebenes Drama „Woyzeck“ aus dem Jahr 1837 uraufgeführt. Inzwischen zählt es zu den meistinterpretierten Stücken der deutschen Dramenliteratur. Die Geschichte des braven, armen Soldaten, der von seinem Hauptmann brutal ausgenutzt wird und sich aus purer finanzieller Not der absurden Erbsendiät eines experimentierfreudigen Militärarztes unterwirft, der innere Stimmen hört und seine geliebte Marie ersticht, als diese sich mit einem Tambourmajor einlässt, zählt zu den dunkelsten Texten, die der im Alter von nur 23 Jahren verstorbene Autor hinterlassen hat.

Im Grazer Schauspielhaus unterzieht Regisseur Oliver Frljić nun das Stück einer bildmächtigen Verdichtung. In knapp 60 Minuten führt er ein achtköpfiges Ensemble, angeführt von Franz Solar als Woyzeck, in die finstersten Ecken menschlicher Perfidie.

Bilderflut

Der Mensch sei ein Abgrund, heißt es einmal in dem Text; hier ist die Menschheit ein Inferno, in dem der Unterlegene sexuell und psychisch zerstückelt wird. Dabei scheint von Woyzeck von vornherein schon nicht viel übrig. Solar gibt in einer bravourösen Performance den gehorsamen Soldaten als bereits Zerriebenen, die übrigen Rollen sind in dieser Woyzeck-Passion nur noch angedeutet. Frljić baut über das Stück eine Bilderflut, deren Sinnlichkeit den Text unter sich begräbt. Das könnte man dem Regisseur auch vorwerfen, zur Premiere gab es dafür tosenden Applaus.