Man sollte den Leuten immer Anerkennung zollen für außerordentliche Leistungen. Zum Beispiel für die lyrische Großtat, das Wort Seele auf April zu reimen: „Do schmüzt des Eis von meiner Sö /
Wia von am Gletscher im Aprü“ singt Rainhard Fendrich in „I Am From Austria“, und das ist, muss man sagen, wirklich ausnehmend tapfer gereimt. Heute wird der Austropopper 70, das ist ein guter Grund, ihn zu feiern, auch als nach wie vor kritische Stimme im politischen Geschehen, wie mein Kollege Christian Ude im großen Geburtstagsinterview feststellen konnte. Da sagt Fendrich unter anderem, dass „I Am From Austria“, heute recht flächendeckend als heimliche Nationalhymne betrachtet, eigentlich nie als Belobhudelung der Heimat gedacht war, sondern als das genaue Gegenteil davon. Nämlich als kritische Auseinandersetzung mit dem österreichischen Selbstbild, aber „Man hört nur die Refrains als Messages. Und was dazwischen ist, wird kaum wahrgenommen.“ Fendrichs Fazit fällt dennoch großzügig aus: „Im Endeffekt gehört das Lied nicht mehr mir“, und man würde sich wünschen, auch andere könnten derart wenig besitzergreifend sein, aber dem ist bekanntlich nicht so.
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© Niko Ostermann