Im März 1989 betitelte der „Spiegel“ eine Coverstory über ihn wie folgt: „Der Herr des Geldes“. 35 Jahre später widmet die ARD nun dem einst mächtigsten deutschen Banker Alfred Herrhausen (1930–1989) genau mit diesem Untertitel eine vierteilige Miniserie, die im linearen Fernsehen als Zweiteiler am 1. und 3. Oktober ausgestrahlt wird.
„Herrhausen“ skizziert in einem Mix aus Biopic, Politdrama und Agententhriller den Aufstieg des Sprechers der Deutschen Bank, erzählt von seinen innovativen und durchaus sozialen Ideen (Schuldenerlass für „Dritte-Welt-Staaten“) und charakterisiert den eloquenten Strategen, der mit dem Kanzler Helmut Kohl (1930–2017) befreundet war, sich schon früh an Michail Gorbatschow heranpirschte, um der UdSSR Milliardenkredite zu gewähren und so das Ende der DDR zu beschleunigen. Womit er sich verständlicherweise den Zorn der USA sowie Erich Honecker zuzog. Inklusive der jeweiligen Geheimdienste.
Bis heute ist nicht restlos geklärt, wer den Banker via Autobombe ermordete. Die Terrororganisation RAF bekannte sich zum Anschlag. Diesen Mythos greift das preisgekrönte TV-Projekt unerschrocken auf, spielt mit ihm und demontiert ihn in der nächsten Szene wieder.
Das Drehbuch von Thomas Wendrich blättert die marktorientierte Gemengelage von Politik, Medien und Wirtschaft auf; subtil, hinterfotzig, hintergründig. Und über allem thront die Wandlungsfähigkeit des Extremschauspielers Oliver Masucci, der schon Adolf Hitler („Er ist wieder da“) und Rainer Werner Fassbinder („Enfant Terrible“) eindrucksvoll verkörperte. In einem fantastischen Ensemble mit u.a. Ursula Strauss, August Zirner, Cornelius Obonya, Julia Koschitz, Sascha Nathan. Hier inmitten von Föhnwellen, Vorzimmerdamen, Zigarettenrauch, Rüschenblusen und Männerrunden erzählt Regisseurin Pia Stretmann rasant und smart von den Ereignissen zwischen der Villa in Homburg, Kanzleramt in Bonn und Terroristen-Verstecken im Nahen Osten.
„Macht muss man wollen“ lautete ein Credo von Herrhausen, der in den 1980ern eine Geld- und Machtgewalt war. Macht muss man aber auch gut inszenieren können. Hier glückt es.