Selten war Tennis so sexy wie in der Hand des italienischen Starregisseurs Luca Guadagnino. Ganz lässt sich die Dominanz des Sports in der Handlung auch nicht abstreiten, selbst Hauptfigur Tashi Duncan (Zendaya) meint an einem Punkt: „Wir reden immer über Tennis.“ Aber das Hin und Her des Balls ist in keiner Weise so prägend wie jenes zwischen Tashi und den Tennisspielern sowie einstigen besten Freunden Patrick Zweig (Josh O’Connor) und Art Donaldson (Mike Faist).

Die Handlung ist zwischen zwei Zeitebenen angesiedelt: 2006, als die drei sich als aufstrebende Talente erstmals über den Weg laufen. Und 2019, als sich Patrick und Art sich in einem „Challenge“-Match in New Rochelle, N. Y., erneut über den Weg laufen. Zu diesem Zeitpunkt ist Art einer der Top-Spieler der Welt, bereits ausgebrannt, mental nicht fokussiert und verliert Turniere. Seine Trainerin, Ehefrau Tashi, war selber einst auf dem Weg an die Weltspitze, als eine Knieverletzung sie diese Ambitionen aufgeben musste.

Um ihn zu motivieren, meldet sie Art bei dem „Challenge“ an, damit er sich durch einen Sieg noch für die U.S. Open qualifizieren kann. Dort auf Patrick zu treffen, der als gescheiterter Tennisstar zum Lebenskünstler verkommen ist, in seinem Auto lebt und Turniere gegen Gage spielt, reißt alte Wunden auf. Einst waren nämlich er und Tashi ein Paar und Art das fünfte Rad am Wagen. Wie es zum Zerwürfnis kam, und wieso Patrick seither wie ein dunkler Schatten über dem Erfolgsduo schwebt, entfaltet der Film in über zwei Stunden genüsslich in wilden Matches, heißen, intimen Begegnungen und einem launigen Techno-Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross.

Kindsköpfe und gebeutelte Männer

O’Connor und Faist überzeugen als junge Kindsköpfe, sowie gebeutelte Männer am Anfang einer Midlife-Crisis. Doch der Film gehört Zendaya, die hier endlich mit ihren High-School-Rollen brechen darf. So wie sie bei einer Knutsch-Session als junges Mädchen die beiden kommandiert, einander zu küssen, so bestimmt sie auch rigoros den weiteren Verlauf der Handlung. Alles, was Patrick und Art tun, basiert auf einer Laune, einer Entscheidung ihrerseits. Guadagnino macht sie aber nicht zur Antagonistin. Sondern zu einer Frau, die weiß, was sie will. Sie müsse dauernd weiße Buben retten, erklärt sie einmal lapidar.

Der Spaß an dieser Dynamik, sowie die Lockerheit von Guadagninos Inszenierung, erhebt den Film über seine allzu klassische Formel. Und das Match der beiden einstigen Freunde, das sich wie ein Konstante durch den Film webt, ist noch einmal in sich eine große Klasse. Hier kann jeder mitfiebern. Egal, ob Tennis-Fan oder nicht.

Bewertung: ●●●●○