What a Feeling

Die bindungsscheue, sexuell freizügige Handwerkerin Fa (Proschat Madani) befriedigt ihre Kundinnen gerne auf der ganzen Linie. Nur vor ihrer Familie verschweigt sie, dass sie auf Frauen steht. In Kat Rohrers queerer, saftig und konventionell erzählter Liebeskomödie „What a Feeling“ wird sie ebenso auf einen Selbstfindungstrip geschickt wie die Ärztin Marie Theres (Caroline Peters), deren Mann sie verlässt. Die beiden ungleichen Frauen verknallen sich. In ihrem Langfilmdebüt feiert die Regisseurin die Liebe und das Verlieben von Frauen über 50 und verhandelt daneben komisch und mitunter klischeehaft patriarchale und postmigrantische Fragen. Famoses Schauspielerinnenkino. ●●●○○ JS

Evil Does Not Exist

Ryūsuke Hamaguchi zieht es aufs Land. Im Dorf Mizubiki lebt Takumi mit seiner kleinen Tochter Hana im Einklang mit der Natur. Doch ein luxuriöses Campingplatzprojekt droht die Harmonie der Dorfgemeinschaft ebenso durcheinanderzubringen wie das ökologische Gleichgewicht der Wälder. Inmitten der geheimnisvollen winterlichen Landschaft, die Österreich gar nicht unähnlich ist, lernen die Besucher aus der Stadt aber allmählich diesen Ort besser zu verstehen – und dadurch auch sich selbst. Nach „Drive My Car” gelingt Hamaguchi mit diesem kleinen poetischen Film ein unprätentiöses Lehrstück über Ökologie und Zusammenhalt, das zeitweise etwas zu harmlos, aber nie unangenehm ist. ●●●○○ MW

Abigail

Inspiriert vom 30er-Jahre-Film „Draculas Tochter“, ist die kleine Abigail (Alisha Weir) nicht irgendein Vampirmädchen. Dass sie scharfe Beißerchen hat, ist einer Gruppe Kidnapper (u. a. Melissa Barrera) gar nicht bewusst. Sie sollen die Kleine festhalten, bis das Lösegeld fließt. Zu spät merkt die Gruppe, dass Raubtiere gerne mit ihrer Beute spielen, bevor sie sie verspeisen. Dieser Showdown braucht zwar etwas, um in die Gänge zu kommen. Aber dann bietet der Film einen rasanten Schlagabtausch zwischen den Menschenfiguren und einer brillanten Weir, die versteht, die kindliche und die mörderische Seite Abigails zu überhöhen und süffisant auszukosten. ●●●●○ SG

Radical

Nach einer wahren Begebenheit: Sergio Juárez Correa (Eugenio Derbez) tritt im mexikanischen Matamoros, nahe der US-Grenze, einen Lehrerposten an. Gewalt und Drogenkartelle beherrschen die Stadt. Die Schule gehört zu den schlechtesten des Landes. Doch indem er den kindlichen, autodidaktischen Willen der Schüler anzapft, bewegt sich etwas in der Klasse. Die Kombination des mexikanischen Superstars Derbez mit Laiendarstellern entschärft die allzu melodramatischen Momente des Skripts und fühlt sich in manchen Momenten eher wie eine Doku als ein Spielfilm an. ●●●●○ SG