Früh aufstehen heißt es morgen für die 300 Teilnehmer an einer der großflächigsten Klanginstallationen, die in der Steiermark je zu hören waren. Zum Sonnenaufgang bespielen die niederländischen Soundkünstler JeroenStrijbos und Rob van Rijswijk den Dachstein mit einer Landschaftsoper. Das gemeinsame Projekt von La Strada und dem Festival der Regionen ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit Gletscherschwund und dem Berg als Kraftort. Es ist der Auftakt zu einer mehrjährigen Zusammenarbeit, in die Gemeinden rund um das Dachsteinmassiv eingebunden sind.

Einen Wermutstropfen brachte der späte Sommerbeginn: Die Schneelage habe einige Touren verunmöglicht, bedauert La Strada-Chef WernerSchrempf. Die als Ouvertüren erdachten interdisziplinären Diskursgruppen, die aus verschiedenen Richtungen kommend am Sonntagmorgen pünktlich zum Sonnenaufgang am Gletscher aufeinandertreffen sollten, werden auf die kommenden Wochen verschoben: Die Ouvertüren werden also zum Schlussakkord.
Schrempf kann die Planänderung dieser ohnehin nicht öffentlich zugängigen Gruppen auch Positives abgewinnen: "Die Touren sind nun über den Sommer auf unterschiedliche Termine verteilt. Dadurch zeigt uns der Gletscher sein Gesicht über die gesamte Sommerzeit." Im Spätsommer werden die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser aus Künstlern, Wissenschaftlern und Alpinexperten zusammengestellten Gruppen im Pavillon der Steiermark-Schau in Schladming präsentiert.

Die Ramsauer Künstlerin Katharina Pfennich ist mit einer Klanginstallation am Projekt beteiligt.
Die Ramsauer Künstlerin Katharina Pfennich ist mit einer Klanginstallation am Projekt beteiligt. © KK

Nicht betroffen von den Änderungen ist das Kernstück von "Signal am Dachstein", die von Strijbos und van Rijswijk gestaltete Landschaftsoper, eine großräumige, performative Klanginstallation, die das Gletschermassiv respektvoll zur Bühne macht. Weithin zu hören sein werden neben den sphärischen Klängen mehrerer Sopranistinnen auch die Aufnahmen aus dem Inneren des höchsten Bergs der Steiermark. Verantwortlich dafür ist Katharina Pfennich, die Aufnahmen aus der Südwandhöhle einbrachte: "Es war interessant, mit Höhlenforschern unterwegs zu sein, die sehen und hören den Raum ja ganz anders", erzählt die Ramsauer Klangkünstlerin. Die 26-Jährige ist Teil der starken regionalen Fokussierung, der auch Filmkünstlerin StefanieWeberhofer oder Autor Christoph Szalay zuzurechnen sind. Pfennich sieht in "Signal am Dachstein" viel Potenzial für jüngere Künstler aus der Region und "eine Community, die vorher noch nicht so sichtbar war."

Die Künstlerin, die in Newcastle studierte, arbeitet mit Soundinstallationen und Soundskulpturen. Ihre Aufnahmen macht sie an ungewöhnlichen Orten wie Vulkanen, Wüsten oder Höhlen. Wo sich andere fasziniert umsehen, etwa der Südwandhöhle, sagt sie: "Ich höre mich einmal um." Das La Strada-Projekt beschreibt sie als schön und gelungen, "aber es hat auch eine bedrückende Handlung", betont die Ennstalerin. "Ich habe in meiner Zeit erlebt, wie aus dem weißen Gletscher der graue Gletscher wurde." Das ewige Eis: Es ist endlich geworden.