Es ist das zweite Projekt des Klangforum Wien nach dem Corona-Lockdown. Nachdem es am 3. und 4. August Georg Friedrich Haas' Werk "in vain" bei den Salzburger Festspielen aufführen wird, kommt das Spitzensemble am darauffolgenden Wochenende nach Graz, um in der Floßlendsiedlung, im Messequartier, in der Triester Siedlung, im Brauquartier und in der Max-Mell-Allee 6 zu spielen. Unter anderem. 19 Innenhöfe werden zur Konzertbühne für kleine Abteilungen des Ensembles. Für Musik von Györgi Ligeti, Rebecca Sauders, Salvatore Sciarrino, Bernhard Lang usw.

Ursprünglich wollte das Klangforum für Graz 2020 Wohnzimmerkonzerte spielen. Coronabedingt musste man die Pläne ändern – und man suchte sich dennoch spezielle Orte im öffentlichen Raum Peter Paul Kainrath, seit heuer Intendant des Klangforum: "Der Innenhof ist die intimste Variante des öffentlichen Raums." Etwa 60 Innenhöfe hat man besucht und getestet, Kriterien war nicht nur die akustische Eignung, sondern auch, wie viele Menschen man mit der Musik erreichen kann. Kainrath: "Es sind ja keiner Wanderkonzerte, wo das Publikum mitgehen soll. Wir kommen zu den Leuten, um zu spielen."

Neben architektonischen wurden auch soziale Aspekte berücksichtigt, man will für einen Querschnitt durch die Gesellschaft spielen. Dass die solchermaßen beglückten Grazerinnen und Grazer Probleme mit eventuell ungewohnten Avantgardeklängen haben, glaubt Kainrath nicht. Als Leiter der Klangspuren Schwaz hat er bei ähnlichen Programmen ganz andere, nämlich nur allerbeste Erfahrungen gemacht: "Der vorurteilslose Austausch und die Nähe entfalten ungemeine Wirkung." Neue Musik habe einfach eine immense Kraft, sie lasse sich nicht so instrumentalisieren wie andere Musik und sie ist "nicht abgedroschen".Die Graz 2020-Projektausschreibung hat das Spitzenensemble (man darf sich das Klangforum ja ein wenig als die Wiener Philharmoniker der Neuen Musik vorstellen), als äußerst "inspirierend" empfunden, wie Kainrath sagt. Dabei bewegt sich das Ensemble schon seit Jahren konsequent aus den gewohnten Konzertformaten heraus, erprobt neue Wege der Musikvermittlung. "Zwei Mal 45 Minuten Konzert und dazwischen ein Glas Prosecco", seien, so Kainrath, nicht so spannend – und das Klangforum sei dank seiner Flexibilität und Größe da gut für die Zukunft vorbereitet.

Bei Graz 2020 gibt es schon am 17. und 18. Oktober ein Wiedersehen, wenn ein zweites, aufwändiges Projekt zum Thema Kunst und Wirtschaftswissenschaft realisiert werden soll.

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