Man stelle sich vor, die Erde, wie wir sie kennen, wäre plötzlich nicht mehr bewohnbar – in Zeiten unberechenbarer Klimakrisen kein zu abwegiger Gedanke. Welche Strategien könnte man entwickeln, um den Bestand der Spezies Mensch zu sichern? Die neue Apple-TV-Serie "Silo" findet darauf eine Antwort, die klaustrophobisch veranlagten Menschen einen Schauder über den Rücken jagen dürfte. Ein paar Dutzend Überlebende wurden hier nach einer undefinierten globalen Katastrophe in einem gewaltigen, unterirdisch gebauten Silo untergebracht, das in seiner trostlosen Architektur sowjetischen Gefängnissen gleicht. Viele Jahre nach dem Bau dieser verwinkelten Konstruktion ist dieses weiterhin das einzige Epizentrum der Menschen – ein Überleben in der Außenwelt sei nicht mehr möglich, heißt es. Doch so ganz möchte diesem indoktrinierten Sprech nicht jeder Glauben schenken. Auch Allison (Rashida Jones) beginnt langsam an der Legitimität dieser Institution zu zweifeln. Was, wenn hinter all dem, das ihnen als historischer Fakt verkauft wird, wenig mehr als Propaganda steckt?
Kalkulierte Manipulation, die den Bewohnerinnen und Bewohnern des Silos die eigentliche Wahrheit verschweigen soll? Nachdem ein erneuter Versuch des Kinderkriegens (in dieser Welt benötigt man hierfür eine Erlaubnis) nach hinten losgeht, meint die junge Frau die Wahrheit zu erkennen und greift zu drastischen Mitteln. Eine Entscheidung, die ihren Ehemann Holston (David Oyelowo), der als getreuer Sheriff für Recht und Ordnung sorgt, zuallererst verdutzt zurücklässt. Doch mit der Zeit beginnt auch er seine Lebensrealität zu hinterfragen. Nicht zuletzt wegen der Begegnung mit der Ingenieurin Juliette (Rebecca Ferguson), die in dieser Story noch eine tragende Rolle einnehmen wird.
Serienmacher Graham Yost (u. a.: "Justified") adaptiert die gleichnamige Romanreihe von Hugh Howey als zehnteilige Miniserie mit beklemmend dystopischen Beiklang. Das futuristische Setting wird mit visuell betörender Aufmachung und sorgfältiger Liebe fürs Detail zum Leben erweckt. Ein bisschen Cyberpunk á la "Blade Runner", eine Prise isolierter Klassenkampf im Stil von "Snowpiercer": Trotz klarer visueller Vorbilder hat diese erschreckende Zukunftsvision einen originellen Touch, der einem diese Welt von Minute eins glaubhaft verkauft. Und dank eines beeindruckenden Casts, dem ebenfalls Namen wie Oscar-Preisträger Tim Robbins oder Rapper Common angehören, wie auch der spannend aufgearbeiteten Geschichten möchte man diese auch so schnell nicht wieder verlassen. Diese Dystopie bleibt in Erinnerung.
"Silo" ist auf Apple TV+ zu sehen.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)