Yungblud hat einen Lauf. „Weird!“ schaffte es direkt an die Spitze der britischen Albumcharts, vor allem in seiner Heimat feiern ihn die Medien als die neue und besonders glaubwürdige Stimme seiner Generation. Und Dave Grohl von den Foo Fighters tat vor Kurzem kund, er halte Yungblud für die Zukunft des Rock’n’Rolls schlechthin. Mehr geht kaum. „Dave Grohl ist der Grund, weshalb ich als Kind mit dem Gitarrenspiel begonnen habe“, sagt der Junge, der aus den nordenglischen Doncaster kommt und familiär vorbelastet ist. Sein Vater betreibt einen Handel für Musikinstrumente, der Opa spielte seinerzeit bei T-Rex. Schon als Kind merkt er, dass er anders tickt als der Rest, er färbt sich die Haare, entdeckt die exaltierte Mode von Vivienne Westwood und fühlt sich „zwar von allen irgendwie geliebt, aber von niemandem verstanden.“

Die naheliegende Konsequenz: Mit 16 zieht er nach London, geht auf eine Schule für Darstellende Künste, spielt Theater, schreibt Songs, bekommt endlich einen Plattenvertrag und erlebt „fantastische Jahre des sexuellen Ausprobierens und der sexuellen Befreiung.“ In „Cotton Candy“ blickt er auf diese für ihn wertvolle Zeit zurück. „Du musst dich erst in vielen Menschen verlieren, um herauszufinden, wer du bist“, sagt Yungblud. Vor ein, zwei Jahren war er mit der US-Kollegin Halsey zusammen, der Beziehung widmet er die beiden zärtlichen Lieder „Love Song“ und „It’s Quiet In Beverly Hills“. Er glaubt: „Meine Generation steckt mitten in einer neuen, rasant ablaufenden sexuellen Revolution. Es gibt neue Terminologien und kaum noch Regeln. Jede*r kann sein, wie er oder sie sein will.“

Und Yungblud ist einer der Vorantreiber dieser Entwicklung. Er predigt in seinen oft ungeheuer melodischen Songs die radikale Akzeptanz aller Lebens- und Liebesformen. Der für ihn wichtigste Song auf „Weird!“ heißt „Mars“ und sei inspiriert von der Begegnung mit einem trans Mädchen bei einem Yungblud-Konzert in Maryland/ USA, „Sie wirkte so mutig, so stark. Eine echte Kriegerin“, so der Musiker, noch immer berührt. „Sie hatte extra gute Noten geschrieben, damit ihre Eltern mit zu unserer Show kamen. Alles, was sie wollten, war ihnen zu zeigen, dass sie kein Freak und keine Enttäuschung ist. Sondern, dass wir eine große, liebende Gemeinschaft von Verrückten sind.“

Dass sich Yungblud auch musikalisch keiner klaren Definition zugehörig fühlt, macht „Weird!“ zu einem ungeheuer bunten, kurzweiligen, hier und da vielleicht etwas zu pathosgetränkten Vergnügen. Wo will man beim Aufzählen der Einflüsse beginnen, wo enden? Lady Gaga, Amy Winehouse, Oasis, Beastie Boys, David Bowie, Placebo und Queen sind ein Anfang. „Ich mache meine Musik nicht, um Hits zu haben“, so Dominic. Sondern? „ Ich mache Musik für die wildesten, die verrücktesten, die traurigsten, die glücklichsten Jahre unseres Lebens.