So ziemlich alles, was beim Auftritt von Blink-182 am Donnerstag nicht funktioniert hat, machten die Pop-Punkrocker von Green Day heute richtig. Die Band steht seit den frühen 90er-Jahren gemeinsam auf der Bühne, durchlebte diverse Hochs und Tiefs, ist im Gegensatz zu Blink aber zu keinem Zeitpunkt musikalisch stagniert. Das merkt man bei der Live-Performance: Frühe Songs funktionieren ebenso wie radiotaugliche Hits von heute. Schon der Beginn der Show ist alles andere als gewöhnlich: Ein pinker Plüschhase hoppelt über die Bühne und heizt dem Publikum ein. Sänger Billie Joe Armstrong holt binnen der ersten Minuten das Publikum an Bord, fesselt die Aufmerksamkeit, kommunziert, ist präsent. Immer wieder bittet er Fans aus den vorderen Reihen auf die Bühne - sogar das Zuschauen macht bei den spontanen Einlagen riesigen Spaß. Im Hintergrund schießen Flammen in die Höhe, sprühen Funken, fliegen die Fetzen: Eine bunte Rockshow für ein breites Publikum - und damit ein würdiger Abschluss für das 13. Nova Rock-Festival.

225.000 Besucher - das ist neuer Rekord für das Nova Rock-Festival
225.000 Besucher - das ist neuer Rekord für das Nova Rock-Festival © (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)

Vor Green Day lieferten sowohl die Punker von Rancid als auch die Metallic-Hardcore-Band Hatebreed solide Shows für ein motiviertes Kernpublikum, die großen Massen blieben aber fern. Einen ansehnlichen Zustrom konnten die Kanadier von Simple Plan für sich verbuchen. Überraschend, dass braver Pop-Punk ohne Ecken und Kanten so gut funktioniert - vielleicht, weil Songs wie "Shut Up!", "Jetlag" oder "Summer Paradise" einfach jeder kennt.

Rettungsschwimmer mit Schnurrbart

Den großen Abschluss des letzten Festivaltages gestaltete David "The Hoff" Hasselhoff - mit ungewohnter Oberlippenbehaarung. Als "Late Night Act" bespielte er bereits das zweite Mal das Nova-Festival, schaffte es diesmal aber nicht, ähnliche Begeisterung auszulösen. Vielleicht waren es aber auch die kühlen Temperaturen, der anhaltende Wind oder die Müdigkeit nach vier Tagen Festivalwahnsinn, die die Besucher zu den Autos strömen ließ. Hasselhoff wurschtelte sich bestens gelaunt durch seine ganz eigene musikalische Zeitreise, erzählte Anekdoten aus seinem Leben, schimpfte über den neuen Baywatch-Film, flirtete mit seinen Tänzerinnen - kurz, er machte das, was man von ihm erwartet. Gut zu singen gehört definitiv nicht dazu.

2720 medizinische Versorgungen

Positive (Zwischen-) Bilanz zieht das Rote Kreuz: Insgesamt wurden von  Mittwochabend bis Samstag 20 Uhr mehr als 2.720 Behandlungen vorgenommen. „Damit haben wir etwas mehr Versorgungen als im Vorjahr. Wenn man jedoch bedenkt, dass es diesmal einen neuen Besucherrekord gab, hat sich die Anzahl der Behandlungen nur anteilsmäßig erhöht“, zieht Thomas Horvath vom Roten Kreuz Burgenland Bilanz. „Mit verantwortlich für diese erfreuliche Entwicklung ist sicher auch das Wetter“, schildert Horvath weiter. „Wenn es besonders heiß ist, kollabieren mehr Besucher, und natürlich gibt es dann auch mehr Sonnenbrände zu versorgen. Das hielt sich vor allem am heutigen Tag in Grenzen.“ In der Regel waren es alltägliche kleine Erkrankungen und Verletzungen, die von den Sanitätern und Ärzten versorgt werden mussten. Lediglich ein Patient mit allergischer Reaktion sowie ein weiterer Patient mit stark blutender Wunde nach einem Sturz mussten unter Notarztbegleitung ins Krankenhaus transportiert werden.

Veranstalter mit 225.000 Besuchern zufrieden

Zufrieden zeigt sich auch Nova Rock-Veranstalter Ewald Tatar. Dem Burgenländer zufolge kamen an vier Tagen insgesamt 225.000 Besucher. "Damit haben wir in Bezug auf Publikumszahlen bei Festivals in Österreich etwas in Stein gemeißelt", freute sich Tatar im APA-Interview. Dass es, wie in manchen Berichten behauptet, beim Nova Rock nur noch am Rande um Musik geht, bezeichnete der Festivalintendant als "Unsinn". Tatar: "Das Nova Rock hat in den vergangenen drei Jahren ständig die Besucherzahlen gesteigert. Wir hatten noch nie so viele Leute bereits an Nachmittagen vor der Bühne wie heuer. Es kommt niemand hierher, wenn ihn die Musik überhaupt nicht interessiert. Aber klar ist ein Festival mittlerweile nicht nur Musik, diese Zeiten sind vorbei. Es ist Komfort notwendig, die Besucher wollen kulinarisch verwöhnt werden. Ich versuche jedes Jahr neue Ideen einzubringen, weil das auch für mich spannend ist."

Die Festivaltage im Rückblick: Enttäuschendes bei Linkin Park, Tonprobleme bei Blink-182 und System Of A Down als große Abräumer.