In einem Alter, in dem andere schon an die Pension dachten, führte Sepp Forcher 1986 durch die erste Sendung von „Klingendes Österreich“. 34 Jahre später ist es die 200. und letzte Folge der Volksmusikreihe, mit der sich Forcher heute endgültig in die Pension verabschiedet. Freiwillig, wie er nachdrücklich betont, und nicht, weil ihn Gesundheit oder ORF dazu zwängen. Mit ihm verliert das österreichische Fernsehen einen Land-Erklärer, der traditionelle Volksmusik und Landesgeschichte wie kaum ein anderer näher bringt. Mit einer Tour quer durch die neun österreichischen Bundesländer nimmt Forcher heute in der Abschiedsfolge „Die große Liebe – Mein Klingendes Österreich“  (ORF 2, 20.15 Uhr) einen würdigen Abschied.

Gelegenheiten, aufzuhören, gab es regelmäßig. Mehrfach wurde der frühere Hüttenwirt, der 1930 in Rom geboren wurde, überredet, weiterzumachen. „Du bist schuld, dass wir noch nicht in Pension gehen“, habe Forcher 2002 augenzwinkernd zu ihr gesagt, erzählt ElisabethEisner, die damals vom pensionierten Pert Oberhauser die „Klingendes“-Regie übernahm und bis zur letzten Folge die Hauptverantwortung trug.

Der Erfolg der bis zum Schluss quotenstarken Sendung habe auf drei Fundamenten gestanden, erklärt Eisner: echte Volksmusik, schöne Landschaften und Sepp Forcher. Ob eine Fortsetzung funktionieren kann, wenn die markengebende letzte Stütze wegfällt, bleibt offen. Direkt lasse sich die Sendung jedenfalls nicht auf einen Moderator oder eine neue Moderatorin übertragen, ist die Regisseurin sicher. Immerhin sorgt Spartensender ORF III mit regelmäßigen Wiederholungen dafür, dass „Klingendes Österreich“ noch länger nicht von den Fernsehern verschwindet.

Als ein "Original, das Jung und Alt gleichermaßen beeindruckt" würdigt Gerhard Koch, Landesdirektor des ORF-Steiermark, den rüstigen 89-Jährigen und dankt ihm für "sein Wirken, sein Vorbild, seine Freundschaft und die große gemeinsame Liebe für die Sendung". Für ORF-Generaldirektor AlexanderWrabetz ist eine Besonderheit Forchers seine gabe, Brauchtum mit Hingabe und Begeisterung zu vermitteln - "immer authentisch, immer auf Augenhöhe mit dem Publikum".

Ein Händedruck, der alles sagt

„Er hatte seine Idee und von der ist er auch nicht abgegangen“, beschreibt Eisner die Arbeitsweise von Forcher. Der wiederum habe Eisner zuweilen Sturheit vorgeworfen. 18 Jahre werden es am Ende gewesen sein, in denen die beiden zusammenarbeiteten. Eine Zeit, die die Steirerin als „Gewinn für mein Leben“ beschreibt. Ein wiederkehrendes Schlüsselerlebnis mit dem stets von seiner Frau Helli begleiteten Forcher sei dessen nonverbale Kommunikation mit einem Händedruck gewesen, erzählt Eisner. „Da hat er keine großen Worte gemacht. Aber hat einem ins Aug geschaut, die Hand fest gedrückt und ‚Danke schön‘ gesagt.“

Aus der allerletzten Präsentation einer Folge von „Klingendes Österreich“, die vor rund einer Woche in Salzburg stattfinden sollte, wurde aufgrund der aktuellen Gesundheitslage nichts. „Das braucht keinem leidzutun, das ist höhere Macht“, habe Forcher zu ihr gesagt, als Eisner ihn auf die Absage ansprach. Das Ende seiner Brauchtumsreihe sieht der 89-Jährige ohne Wehmut. Er sei erfüllt von Dankbarkeit und einer großen Zufriedenheit: „Wem ist es schon vergönnt, seine Heimat so zeigen zu dürfen, wie er sie sieht und empfindet!“