Der Salzburger Domplatz und der australische Dschungel haben eine Gemeinsamkeit: An beiden Schauplätzen findet einmal im Jahr ein Schauspiel statt, das die mediale Aufmerksamkeit konsequent auf sich zieht: Hier ist es Hofmannsthals „Jedermann“, dort das sogenannte Dschungelcamp“ von RTL. Beides hat seine festgelegte Dramaturgie, fixe Rollen, nur das Personal wird ausgewechselt. Dazu eine akustische Marke: Während hierzulande der Tod inbrünstig „Jeedeermaann“ ruft, lautet die Kennung auf der anderen Seite der Erde „Ich bin ein Star, holt mich hier aus!“

Show und Theater, Aufbruch und Niedergang; einmal Hochkultur, einmal Trash fürs Massenpublikum. Ein zugegeben kühner Vergleich. Wobei das mit der Masse nicht wie früher funktioniert: Der einstige Straßenfeger „Dschungelcamp“ scheiterte in der ersten Woche an den hohen Erwartungen und enttäuschte mit vergleichsweise schwachen Quoten und ekelumspülter Langeweile. Den Tiefpunkt erreichte das Interesse am Dienstag, als nicht einmal fünf Millionen Zuseher einschalteten. Grund zur Panik gibt es im Kölner RTL-Hauptquartier deswegen nicht: Die Marktanteile sind weiterhin herausragend und lagen am Freitag bei 41,8 Prozent in der klassischen Zielgruppe.

Fasching im Dschungel

Was sind weitere Erkenntnisse der ersten Woche der RTL-Show? Das ungustiöse Repertoire des TV-Abenteuers ist begrenzt, nur die Dosis ändert sich. Noch mehr pürierter Schweineanus, noch mehr Kakerlaken. Es ist wie Fasching: Einmal im Jahr ist erlaubt, was sonst nicht zu ertragen wäre. Das notorisch ironische Faschingsprinzenpaar geben die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich.

Der Opernregisseur Sebastian Baumgarten beschrieb das „Dschungelcamp“ einmal als eine dadaistische Groteske, wo die Dialoge sinnlos sind. Als Beleg seiner Aussage kann die aktuelle, zwölfte Staffel durchaus herhalten. Sänger Daniele Negroni: "Ich weiß, dass ich dumm bin. Aber ich bin cool dumm." Noch einmal Negroni: "Du kannst keine Sucht von 0 auf 100 stoppen."

Seit Mittwoch leert sich das Camp: Transgendermodel Giuliana Farfalla ging freiwillig, Schauspielerin Sandra Steffl wurde abgewählt (Stand Freitag, 20 Uhr). Zum Dauerläufer mutierte Matthias Mangiapane mit bereits sieben Dschungelprüfungen. Ansonsten verlagert sich das Geschehen zusehends auf die Metaebene. So monierte Kajal-Matthias: "Ich hätte eine höhere Gage aushandeln sollen!" Schlagersängerin Tina York über die Gage: "Das ist ein guter Polster für später." Andere, wie der zigarettenentwöhnte Negroni drohten mit Revolte – und Öde: "Wir werden 24 Stunden schlafen, das wird der langweiligste Scheiß auf RTL." Am 3. Februar ist ohnehin Schluss.