Den öffentlich-rechtlichen Reichweitendampfer mit Privatradio-Anspruch umweht eine frische Brise: Sechs Wochen nach Robert Kratkys überraschendem Abgang als Moderator des Ö3-Weckers hat am Montag zum ersten Mal ein neues Duo übernommen. Neben dem Hauptteam Philipp Hansa und Gabi Hiller sind fortan auch Anna Kratki und Philipp Bergsmann eine Woche pro Monat in der meistgehörten Radioshow des Landes zu hören. Die beiden Oberösterreicher treten in große Fußstapfen. Sie haben sich bei der Premiere jedoch über weite Strecken gut geschlagen. Ob sie zu einem souveränen Duo zusammenwachsen, wird sich weisen.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass mir um die Uhrzeit schon mal so die Düsen gegangen ist“, sagte der 32-jährige Bergsmann, der schon 2018 von Life Radio Oberösterreich zu Ö3 gewechselt ist. Sein Albtraum, mit dem Kaffee aus der Thermoskanne das Mischpult im Studio lahmzulegen, wurde nicht Realität. „Tief durchatmen. Phipsi, wir schaffen das. Let‘s go“, motivierte ihn Anna Kratki (32), die Ö3-Chef Michael Pauser vom Privatsender Energy auf den Küniglberg geholt hat. Und mit ihr definitiv ein Bündel Energie.
Von Beginn an fiel auf, dass die beiden jede noch so kurze Moderation gemeinsam bestreiten. Vorgänger Robert Kratky soll das Studio - zum Beispiel für Rauchpausen - regelmäßig verlassen haben. Das Duo zeigt keine klare Hierarchie. Es gibt keinen „Hauptmoderator“ beziehungsweise keine „Hauptmoderatorin“. Gleichzeitig spürt man, dass Bergsmann und Kratki noch Zeit brauchen werden, richtig zusammenzuwachsen - die Harmonie ist noch nicht auf dem Niveau von Hansa und Hiller.
Kein Granteln mehr
Kratkys (für viele sympathisches) Granteln ist Geschichte. Das neue Duo wirkt eher aufgedreht. Es wird viel gelacht, oft auch spürbar gekünstelt, aber nicht so nervig wie das „Sprech-Grinsen“ der zwischendurch im Wecker eingesetzten Moderatorinnen aus anderen Sendeschienen. Vielleicht lag das aber auch am Kaffee, über den die beiden Moderatoren auffallend oft sprechen - Kratki trinkt laut eigenen Angaben mittlerweile drei morgendliche Tassen.
Kratkis Sprache wechselt zwischen einer ordentlichen Dialektfärbung („So vü scheen“), einem auffallend ärgerlichen Bundesdeutsch („Kaffeemaschine anmachen“) und Pseudojugendsprache („Ok, Leute“). „Extrem“ dürfte das Lieblingswort der Neuen vor dem Ö3-Mikrofon sein. Ihr Kollege Bergsmann lässt Mühlviertler Lockerheit durchklingen und wagt trotz Aufregung das eine oder andere Wortspiel (Oktoberfest bei der Tankstelle: „O‘zapft is“).
Rogers sieht „inspirierendes Duo“
Das „Astrogirlie“, wie sich Kratki selbst bezeichnet, hat bereits das Sternzeichen ihres Studiopartners inklusive Aszendenten recherchiert. Schütze-Dame Kratki und Bergsmann wären als Jungfrau im Job ein „absolutes inspirierendes Duo“, attestiert die hauseigene Ö3-Astrologin Gerda Rogers. Kratki bringe „hier ein bisschen Wind, Esprit, Aktivität hinein“. Nur privat würden die Sterne gar nicht passen. „Da gibt es Zoff“. Die neue Moderatorin sei ohnehin „glücklich verheiratet“, wird daraufhin im Wecker gescherzt.
Für die Hörer sei es heute so, als ob sie „neben einer fremden Person aufwachen“, sagt Bergsmann on air. Und doch sind nicht nur Musik und Beiträge im Ö3-Wecker gewohnte Konstanten: „Es ist wieder ein Philipp, wieder eine Kratki - also so viel ändert sich jetzt auch nicht.“ Den anderen Philipp gibt es übrigens weiterhin zu hören - Hansa moderiert an der Seite von Hiller künftig drei Wochen pro Monat. Kratki und Bergsmann füllen den Rest. Wer Ö3 mag, wird auch sie mögen.