Um den Mann, der mehr als 20 Jahre lang Österreichs reichweitenstärkste Radiosendung moderierte, muss sich finanziell niemand Sorgen machen. Robert Kratky ließ sich den Anchor-Job im Ö3-Wecker satt entlohnen und kam zuletzt laut ORF-Transparenzbericht auf ein Jahres-Bruttogehalt von mehr als 470.000 Euro. Die anhaltende Diskussion über diese Summe, die man sonst eher auf Vorstands- oder Geschäftsführerebenen findet, hat Kratky zugesetzt. Sich mit sachlichen Argumenten der Frage anzunähern, welchen Wert ein Quotenbringer hat, war und ist für viele Zeitgenossen eine zu schwierige Übung.

Sein Schicksal teilen viele andere

Der Hass, der Kratky seit damals entgegenschlägt, ist auch jetzt wieder offensichtlich. „Ein mit unserem Steuergeld finanzierter Clown. Der kann es sich ja leisten, mit 52 in Pension zu gehen“, lauten etwa Abschiedsworte für einen, der für viele Menschen im Land ein verlässlicher Lebensbegleiter war. Einer, der es verstand, Emotionen jeder Art zu transportieren und den richtigen Ton zu treffen. Einer, der bei Tragödien und Triumphen da war, dem andere aber Belanglosigkeit oder Arroganz attestierten.

Zugesetzt hat Kratky nicht nur Social-Media-Hass, sondern das jahrelange Aufstehen mitten in der Nacht. Ein Schicksal, das er mit weit weniger gut entlohnten Krankenpflegerinnen oder Bäckern teilt. Auch an sie müssen wir denken, wenn wir – so wie Kratky es tat – offen über Schlafstörungen, Burnout und Depressionen reden. All das sollte ohne Hass, Neid und Vorurteile gehen.