Ein Team um den Wiener Verleger Bernhard Salomon arbeitet gerade an einer Social Journalism Platform, die sich „campus a“ nennt. Schaut man sich die noch in Arbeit befindliche Webseite an, gewinnt man den Eindruck einer normalen Nachrichtenseite: Es gibt Politik-, Kultur-, Chronik- oder Gesundheits-Meldungen. Doch für „campus a“ kann jeder arbeiten – wenn er oder sie sich den Regeln des Journalismus unterwirft und Sterne sammelt.

Pro veröffentlichtem Artikel gibt es zum Beispiel zehn Sterne. Man beginnt als Volontärin oder Volontär. In dieser Phase darf man noch nicht selbst publizieren. „Am Anfang stellen wir die Chefs vom Dienst selbst, das ist ein Team von erfahrenen Journalisten“, erklärt Salomon, der Verleger und Journalist ist. Ohne Freigabe durch die Redaktion darf kein Volontär-Artikel erscheinen. Als Chefredakteur fungiert der 26-jährige Maximilian Langer, die Ausbildungs-Akademie leitet Salomon gemeinsam mit der Journalistin Silvia Jelincic.

Journalismus braucht Wissende

„Wir glauben, dass ein Bereich des Journalismus der Zukunft die journalistische Kompetenz von Bürgerinnen und Bürgern sein wird“, sagt Salomon. Angeleitet durch Profis, steigt man im System auf und kann Redakteur (ab 400 Sterne) oder Chef vom Dienst (ab 1000 Sterne) werden, auch unter Zuhilfenahme von Künstlicher Intelligenz: „Wir haben zwar festgestellt, dass KIs tolle Hilfsmittel sind, sie aber nur funktionieren, wenn man schreiben kann oder ein Journalist ist.“

Chefredakteur Maximilian Langer
Chefredakteur Maximilian Langer © Stefan Springer

Es braucht also immer einen Menschen, im Falle von „campus a“ stehen Salomon als Geschäftsführer oder Langer als Chefredakteur auch für die Qualität des Inhalts. Langer selbst hat sich im Sternesystem von „campus a“ bewährt: „Wir verstehen uns auch als Start-up.“

Inspiriert von Hugo Portisch

Wie wird das alles finanziert? „Einerseits über Sponsoren. Wir haben auch ein Abo-System, weil es auch eine Journalisten-Ausbildung ist“, erklärt Salomon. Wer einen monatlichen Beitrag zahlt, kann lernen, wie man Artikel schreibt. Und man möchte auch Werbekunden lukrieren. Die fundamentale Idee ist es, in Zeiten, wo zum Beispiel Facebook den Fakten-Check herunterfährt, „einen digitalen Raum zu schaffen, der frei von Hass oder Fakenews“ ist. „Die ursprüngliche Idee kam aus einer Zusammenarbeit mit dem Nachlassverwalter von Hugo Portisch“, sagt Salomon. Daher ist „campus a“ auch inspiriert von Portischs (1927-2021) Credo: „Verändere die Welt, indem du sie beschreibst.“ Und diese Welt funktioniert laut den „campus“-Regeln so: Überprüfe die Fakten, trenne Fakten von Meinung, arbeite sorgfältig, sei objektiv, wahre den Respekt, achte die Privatsphäre, bleib fair, Wahrheit statt Wirkung, kommentiere respektvoll.