"Kein Museum der Welt hat so viele Nackerte!", zeigt sich Kurator Andreas Zimmermann amüsiert. Hobbypsychologen können ob der Sammlung von Kaiser Rudolf II. (1552–1612) wohl aus dem Vollen schöpfen. Am strengen spanischen Hof aufgewachsen, ein Heiratsverweigerer, der sich immer öfter in seine Sammlungen zurückzog – das ist natürlich pure Geschwätzigkeit, geht es doch hier im Kunsthistorischen Museum vielmehr um einen Dialog. Der Wortführer ist alles andere als ein Unbekannter: Georg Baselitz. Im Kunstkompass beständig auf Platz 3, ein Verfechter der Disharmonie, Bekämpfer des Stillstandes, einer, der sich immer neu erfindet. An die 40 Alte Meister, allesamt Akte, hat er aus einer Liste mit 300 Werken aus der Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum ausgewählt, darunter Parmigianino, Spranger, Correggio, Rubens oder Tizian. Rund 70 seiner eigenen Werke der Jahre 1972 bis 2022 treffen in fünf Räumen und mehreren Kabinetten aufeinander.