Sehr mondän und in sich ruhend, wirkt Anny Dollschein auf diesem Porträtbild. Paris vielleicht? Gut möglich, denn die im April 1893 in Görz Geborene, hat ihr Können dort perfektioniert. Doch zunächst zu ihren Anfängen, die jenen gleichen, die sich wie ein roter Faden durch die Biografien vieler der 64 Künstlerinnen der Ausstellung „Ladies First!“ ziehen: Dass Frauen aus besseren Verhältnissen einen Beruf ausüben, war nicht vorgesehen, dass sie mit Kunst ihr Geld verdienen, schon gar nicht. Und doch hat Anny Dollschein daran festgehalten, obwohl sie ökonomische Zwänge immer wieder davon abgehalten haben – unter anderem verlor die Familie durch den Ersten Weltkrieg ihr Familienvermögen.

Anny Dollschein
Anny Dollschein © Universalmuseum Joanneum

Nach dem Besuch einer Privatmalschule studierte sie an der Landeskunstschule Graz bei Anton Marussig. Eine gemeinsame Caprireise mit der Malerin Rita Passini war 1924 für sie wegweisend und stilbildend – Elemente der kubistischen Abstraktion hielten in ihr Oeuvre Einzug. 1925 war sie das einzige weibliche Mitglied der Sezession Graz, danach musste sie als Erzieherin in einem Mädchenheim für ihr Auskommen sorgen. Und doch wollte sie von der Kunst nicht lassen und ging ab 1930 zu Studienzwecken nach Paris: „Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sie in den 1930er-Jahren in Paris die Moderne studierte und in ihrer Malerei rezipierte“, so Kuratorin der Ausstellung, Gudrun Danzer. 1935 kehrte sie zurück nach Graz und studierte bei Alfred Wickenburg. Besonders tragisch: Anny Dollschein starb 1946 nach dem Krieg verarmt und an Mangelernährung.