"Jede künstlerische Leistung ist ein Sieg über die menschliche Trägheit", sagte Herbert von Karajan einmal. Für den Jahrhundertdirigenten gehörten zur Überwindung dieser Trägheit nicht nur Kreativität, Energie und Inspiration, sondern neben handwerklichen auch alle technischen Möglichkeiten.

Technikfreak Karajan, der schnelle Autos ebenso liebte wie Flugzeuge und Jachten, hatte 1938 mit der Schellackplatte begonnen, hielt sein Repertoire auf Langspielplatten fest, erneuerte es in Stereo, machte die erste Quadro-Aufnahme, förderte die Einführung der Compact Disc und widmete seine letzten Jahre dem Verewigen seiner Interpretationen auf Film und Video. Stets war er auf der Suche nach neuen, verbesserten Aufnahmetechniken und sollte in den unterschiedlichsten Techniken letztlich mehr Einspielungen vorgelegen als alle anderen Dirigenten.

Ein entscheidendes Datum für ihn und die digitale Welt war der 15. April 1981. Da gab Karajan mit Vertretern der Erfinder-Firma Philips und mit dem mit ihm befreundeten Sony-Gründer Akio Morita in Salzburg den Startschuss für die Vermarktung der "Compact Disc", er selbst hatte mit den Berliner Philharmonikern auf eine "neumodische Silberscheibe" die "Alpensinfonie" von Richard Strauss gebannt. Damals ahnte wohl niemand, was das für Folgen haben würde. Die CD wurde auf Jahre zum beherrschenden Format. Viel wichtiger noch: Sie läutete die digitale Ära ein, in der Musik ohne Qualitätsverlust kopiert werden kann.


An den den technikaffinen Pionier und Visionär Karajan erinnert nun eine internationale Konferenz im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums der Salzburger Osterfestspiele: Die Karajan Music Tech Conference, erstmals veranstaltet vom Eliette und Herbert von Karajan Institut unter der Leitung des Harvard-Absolventen Matthias Roeder, reflektiert am 13. April aktuelle Trends und Visionen zur Zukunft der Musik.  Der Öffentlichkeit soll (auch über Live-Stream) die Möglichkeit gegeben werden, diese neuesten Entwicklungen und ihre Auswirkungen für die Musik näher zu erleben. Anhand von Paneldikussionen und Vorträgen sowie Produktuktpräsentationen werden von Musikwissenschaftlerin, Musikschaffende, Startup-Gründern sowie Vertretern der Technologie- und Musikbranche u.a. die Themen "Music Cognition and Big Data“ sowie "Virtual Reality, Immersive Experiences and Music“ beleuchtet. 

Über 3D Sound, Music Innovation Labs, Musiknotationen im 21. Jahrhundert oder Konzerterlebnis 4.0 referieren und diskutieren 50 hochkarätigen Teilnehmern aus der internationalen Musik-, Wirtschafts- und Forschungsszene, darunter Edgar Choueiri von der Princeton University und Alexander Rehding von der Harvard University, Philip Ginthör, der CEO von Sony Music, Tilman Stauske, Head of Digital von VW, die Violinistin Thalia Petrosioan sowie einige Vertreter der internationalen Startup-Szene wie z.B. Michael Breidenbrücker von Speed Invest oder Etienne Abelin von MusicEyes.