Eines spoilerfrei vorweg: Am Ende tritt James Corden als Versicherungsermittler auf. Und dass diese Szenen zu den witzigsten des Gaunerinnen-Sequels „Ocean’s 8“ gehören, ist ein Armutszeugnis für die Frauenpower, die dieser Film beabsichtigt. Eines, das angesichts eklatanter Heldinnen-Unterzahl, #MeToo-Debatte und ungleicher Bezahlung in Hollywood besonders schmerzt.


Eigentlich klingt „Ocean’s 8“ nach einem vielversprechend teuflischen Plan. Steven Soderberghs lässige Gentleman-Gangster wie Brad Pitt, Matt Damon oder George Clooney werden unter Gary Ross durch smarte Frauen und hochkarätige Schauspielerinnen ersetzt. Cate Blanchett, Sandra Bullock, Helena Bonham Carter, Sarah Paulson oder Popstar Rihanna treten als Meisterdiebinnen an, um ein 150 Millionen US-Dollar teures Collier von Cartier vom Hals einer Hollywood-Diva (Anne Hathaway) zu stehlen – bei der Met Gala in New York.


Es startet auch gut. Strippenzieherin Debbie (Sandra Bullock) wird aus der Haft entlassen, setzt auf Tarnen und Täuschen und steigt so im Luxushotel mit geklauten Kleidern ab. Leider hält der Film das anfänglich verruchte Niveau trotz stilsicherer Szenen in „Vogue“-Optik, tougher Ansagen und hübscher Reminiszenzen nicht. „Ocean’s 8“ ist ein handwerklich gut gemachter Film, aber er erfüllt die Erwartungen nicht.

Bei der Hollywoodpremiere Anfang Juni
Bei der Hollywoodpremiere Anfang Juni © APA/AFP/ANGELA WEISS


Zu aufgesetzt wirken viele Dialoge, Gastauftritte (Kim Kardashian, Heidi Klum), die eindimensionale Figurenzeichnung und Pointen. Zudem enttäuscht Cate Blanchett, der man keine einzige aufregende Szene gegeben hat, dafür kostet Anne Hathaway selbstironisch die Rolle der Diva aus. Es ist, als hätte man vieles nur bei den Männern geklaut, statt Frauen die eigenen bösen Abgründe zu geben. Hollywood – das geht noch viel besser.