Frau Beckermann, Ihr soeben auf der Berlinale ausgezeichneter Dokumentarfilm „Mutzenbacher“ nimmt den pornografischen Skandalroman von 1906 zum Anlass, mit Männern über Sexualität zu sprechen. Wann und wie kamen Sie denn mit dem Buch in Kontakt?
RUTH BECKERMANN: Ich kannte den Roman wie die meisten Wiener Kinder meiner Generation. Ich war sehr jung, als ich ihn das erste Mal gelesen habe, vielleicht zehn, höchstens zwölf Jahre alt. Man hat ihn dann heimlich weitergegeben. Aber vergessen habe ich es nicht: Etwas, das man so jung zu diesem Thema liest, sieht oder hört, merkt man sich.