In Vorarlberg dürfen die Kinos wieder offen sein. Auch das Cineplexx Hohenems sperrte auf. Wie verlief das Comeback?
CHRISTIAN LANGHAMMER: Wir haben nach langem Warten am Karfreitag aufgesperrt, aber leider am Ostermontag bereits den letzten Spieltag gehabt.

Warum?
Wir haben uns wirklich gut vorbereitet und alle Einschränkungen befolgt: negativer Coronatest nicht älter als 48 Stunden, FFP2-Maskenpflicht etc. Aber erstens: Wir durften das Buffet nicht öffnen und mussten die Leute laufend daran erinnern, am Platz die Maske aufzubehalten und auch keine mitgebrachten Speisen und Getränke zu verzehren. Viele Leute haben das überhaupt nicht verstanden, weil es in der Gastronomie daneben erlaubt war, am Tisch zu sitzen und mit einem viel geringeren Abstand und ohne Maske miteinander zu sprechen. Das führte natürlich zu vielen Diskussionen mit dem Kinopersonal. Das Multiplex-Publikum sehnt sich spürbar nach dem Kino-Erlebnis, aber Maskenpflicht und Verzehr-Verbot kamen bei ihnen nicht gut an. Zweitens: Es gab keine neuen Filme, sondern nur jene, die schon vor bzw. während der Pandemie einen Streaming-Filmstart hatten. Das liegt an den vielen Verschiebungen der Filmstarts seitens der internationalen Filmstudios. Drittens startete die letzte Vorstellung aufgrund der Ausgangsbeschränkungen um 17.30 Uhr.

Das Comeback war kein Erfolg.
Die Besucherzahlen waren schwach, obwohl es ideales Kinowetter gegeben hätte. An Regentagen hätten wir sonst 4000 bis 6000 BesucherInnen gezählt. Diese Zahlen haben wir bei Weitem nicht erreicht, in einer Woche hatten wir rund 1000 BesucherInnen. Wir haben es als Testlauf nach monatelanger Schließung gesehen und es als solchen beendet.

Wie lautet Ihre Bilanz des letzten Jahres, in dem die Kinos länger zuhatten, als sie offen waren?
Den genauen Verlust kann und möchte ich im Moment noch nicht beziffern. Es ist sehr herausfordernd.



Haben Sie sich von der Politik verstanden gefühlt?
Die Politik hat uns geholfen, aber sie steht auch vor Herausforderungen. So, wie es über Ostern war, wird das geplante Comeback der Kinos Ende Mai, Anfang Juni nicht gehen. Unabhängig davon, ob neue Filme zur Verfügung stehen oder nicht.

An manchen Standorten haben Sie die Zeit auch zur Renovierung genutzt. In Weiz wurde während der Pandemie ein Kino gebaut – ein mutiger Schritt, oder?
Leoben haben wir komplett renoviert. In Weiz haben wir ein echtes Schmuckkästchen errichtet, das im Herbst mit einem Blockbuster eröffnet wird. Außerdem konnten wir die Neugestaltung des Cineplexx Millennium City abschließen und arbeiten an internationalen Großprojekten in Meran (Südtirol) und Ljubljana.


Das Grazer Annenhofkino sperrte im Sommer zu und im Herbst nicht mehr auf. Kehrt es zurück?
Ja, sobald die Kinos wieder aufsperren dürfen, sperrt auch das Annenhofkino wieder auf.


Wird ein Kino Ihrer Kette für immer geschlossen bleiben?
Das ist derzeit nicht geplant.


Wie wird die Pandemie das Kino künftig verändern?
Zuallererst: Ich glaube ans Kino. Ich denke aber auch, dass es zu wenig sein wird, nur wieder aufzusperren. Wir müssen den Leuten etwas Besonderes bieten: technischen Komfort, Atmosphäre und die Chance auf ein Erlebnis in Gemeinschaft. Genau dafür haben wir die letzten Monate genutzt. Das Erlebnis Kino kann man den Menschen zu Hause nicht geben, das lässt sich nicht kopieren.


In den USA startete „Godzilla vs. Kong“ erfolgreich im Kino, war zugleich auf HBO Max streambar. Stimmt Sie das hoffnungsvoll?
Die Geschichte von Warner in Amerika muss man genau analysieren, es gibt keine Zahlen von HBO Max. Man kann die Kinobesucher aber sicher als positives Zeichen werten, in Sicherheit wiegen sollte man sich nicht. HBO Max gibt es bei uns noch nicht und ist meines Wissens auch nicht vor 2024/25 ein Thema.

Befürchten Sie neue Verwertungsmodelle?
Bei der Auswertung wird sich künftig bestimmt einiges verändern, das hat es schon. Wir müssen das genau beobachten, resümieren können wir frühestens 2022. Große Blockbuster wie „James Bond“ oder „Top Gun“ wurden bislang nicht zum Streamen freigegeben, „Wonder Woman“ war wohl auch nicht die beste Lösung. Eine Erkenntnis aus Studien während der Pandemie ist auch, dass Netflix-UserInnen in der Regel starke KinogängerInnen sind.