Der russische Regisseur Alexander Askoldov, der mit seinem Film "Die Kommissarin" einst großes Aufsehen auf der Berlinale erregte, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in der Nähe von Göteborg in Schweden.

Nach seiner Fertigstellung 1967 war "Die Kommissarin" nach Angaben auf der Berlinale-Website in der damaligen Sowjetunion wegen "Verleumdung der Revolution" und "zionistischer Propaganda" sofort verboten worden. Der Film erzählt die Geschichte einer von der Revolution enttäuschten Kommissarin, die in den Wirren der 1920er-Jahre bei einer jüdischen Familie Unterschlupf findet. In der Montage von symbolischen Bildern und realistischen Ansichten des Dorflebens zeigt Askoldow virtuos, wie Alltag, Krieg und Tod aufeinandertreffen. 

Askoldow wurde aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, musste Moskau verlassen und durfte fortan nicht mehr als Regisseur arbeiten. Damit hatte Askoldow quasi Arbeitsverbot, er musste von Gelegenheitsarbeiten leben, etwa in einer Tischler- und Betonmischer-Brigade in Kasan.

Gegen Ende der 1970er Jahre erlangte Askoldow, der auch Theater- und Filmkritiker und Schriftsteller war, stillschweigende Rehabilitation, er bekam sein Parteibuch zurück, konnte nach Moskau zurückkehren und durfte auch wieder im kulturellen Bereich arbeiten – seit 1980 organisierte er Veranstaltungen in einem Musiktheater –, nur einen Spielfilm durfte er nicht mehr drehen.

Erst 20 Jahre später lief der Streifen auf dem Moskauer Filmfestival. 1988 feierte Askoldov dann auf den 38. Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem Gewinn des Silbernen Bären einen großen Erfolg. In der DDR gewann Alexander Askoldov ebenfalls einen Kritikerpreis."Die Kommissarin" blieb sein einziger Film. Auch nach dem Ende des ihm in der Sowjetunion auferlegten Berufsverbots drehte er keinen weiteren mehr.

Inhalt zu "Die Kommissarin"

"Die Kommissarin" von 1967 fiel dem Verbot durch die Filmzensur zum Opfer
"Die Kommissarin" von 1967 fiel dem Verbot durch die Filmzensur zum Opfer © KK

Mitten im Gefecht gegen die zarentreuen Truppen muss die schwangere Kommissarin der Roten Armee aussetzen. Ihr Schicksal nur mürrisch hinnehmend, wird sie bei einer lebenslustigen jüdischen Familie einquartiert, bei der aus der eisernen Soldatin eine mitfühlende Frau wird. Doch schon bald ruft die Revolution erneut zum Kampf! Das faszinierende Bürgerkriegsdrama «Die Kommissarin» gilt heute als Meisterwerk und als kritische Auseinandersetzung mit dem Revolutionsmythos – mit den Worten der Protagonistin: «Meinen Sie, Kinder kriegen, ist so einfach wie Krieg spielen, piff, paff und fertig?»