Wohl alle kennen ihn und manche verwenden ihn sogar noch - den stummen Diener, einen der Klassiker der Inneneinrichtung. Als praktisches Objekt dient er dazu, Kleidungsstücke schnell an einem geeigneten Platz aufzuhängen oder hinzulegen. Damit aber nicht genug, wenn es nach Walter Hösel geht. Er ist der Initiator des Gestaltungsexperiments "Stummer Diener Extended", das ab 14. September in Klagenfurt zu sehen ist.

Worum es bei dem Projekt geht? Mehr als 40 Künstlerinnen und Künstler sowie Designerinnen und Designer arbeiteten an einem gemeinsamen Thema, das jedoch individuell. Den Interpretationen und künstlerischen Herangehensweisen wurden dabei keine Grenzen gesetzt. Umgesetzt wurden viele sehr unterschiedliche "stumme Diener", die von heimischen Handwerksbetrieben gefertigt wurden. Denn Hösel ist es wichtig, Handwerk und Kunst zu vereinen. "Sie sind Seelenverwandte. Beiden geht es um gute Gestaltung und um herausragende Verarbeitung." 

Initiator Walter Hösel
Initiator Walter Hösel © Martin Rauchenwald

Der Klagenfurter Designer möchte damit - und an diesem Vorhaben arbeitet er seit Jahrzehnten - eine Schnittstelle schaffen und gut gestaltete Handwerkskunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Das zeigte sich auch bei seinen vergangenen Ausstellungen wie etwa "Tabernakel" oder "Tisch(k)lein". "Und noch eines: Wir wollen Lust auf Qualität machen und einen Anreiz für die Jugend schaffen." Und da gutes Design in seinen Augen kein Zufall ist, holte er sich für das "Stummer Diener"-Projekt auch einige Jung-Profis ins Boot: Schülerinnen und Schüler der EUREGIO HTBLVA Ferlach. "Die Arbeiten zeichnen sich allesamt durch ein außerordentlich hohes gestalterisches Niveau aus und fügen sich perfekt in das Ensemble der übrigen Objekte." So stehen in der Ausstellung die Nachwuchs-Arbeiten gleichberechtigt neben den Einreichungen der international renommierten Designer und Künstler.

Armin Guerinios "Stummer Diener"
Armin Guerinios "Stummer Diener" © Agentur Lux

Ein Blick auf die stummen Diener

Andrea Vilhena veranschaulicht mit "Stumme(r) DienerIN" das Heranreifen und Vergehen des weiblichen Körpers und entmystifiziert das Ideal der perfekten Figur: eine subtile Sozialkritik mit der Absicht, der stummen Dienerin eine Stimme zu verleihen. Bei Max Seibalds "Paradiesvogel", einem hochbeinigen Objekt mit ovalem Rumpf aus Zirbenholz liegt harziger Duft in der Luft. Es dient zur Aufbewahrung für Schmuck, Schlüssel und, daher gibt es auch eine integrierte Ladestation, für das Handy.

Und auch ohne die Dienste des Dieners in Anspruch zu nehmen, wenn er denn einfach als Deko-Objekt im Raum stehen soll, funktioniert er. Das zeigt etwa Armin Guerinos stummer Diener namens "Stummer Diener". Er kann zwar unterschiedliche Kleidungsstücke und Accessoires tragen. Die Skulptur kann jedoch, aufgrund der zwei geklonten dreidimensionalen Linien, die sich an keiner Stelle berühren, auch einfach für sich alleine stehen.