Der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin hat in seiner Rede zur gestrigen Eröffnung der Salzburger Festspiele die spektakuläre Herausforderung betont, die gelebte Demokratie für jede Einzelne, jeden Einzelnen bedeutet.

Ein wunderbarer Text, und doch demonstrieren die Salzburger Eröffnungsreden oft, wie weit der hohe Ton intellektueller Redlichkeit und die kulturelle Realität auseinanderklaffen. Desto weiter sich ein Beitrag vom Konkreten ins allgemein Menschliche, ins Humanistische verfügt, desto festspieltauglicher ist er. Angesichts der Probleme, die Corona der Kulturszene bereitet hat, und angesichts dessen, wie hilflos und alleingelassen sich Künstlerinnen und Künstler in dieser Zeit vorgekommen sind, vertrügen solche Festakte eventuell auch wieder einmal weniger elegante und schön gedachte, aber letztlich gut verdauliche Sonntagsreden zur Lage.

Angesichts der vertretenen Politprominenz auf europäischer, staatlicher und regionaler Ebene wünschte man sich eventuell mehr Schärfe. Denn das Leben spielt sich nicht nur an Sonntagen ab.