Der Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik geht heuer an Dinçer Güçyeter für seinen Roman "Unser Deutschlandmärchen". Das wurde am Donnerstagnachmittag am ersten Tag der Messe bekannt gegeben. Nominiert war auch der Österreicher Clemens J. Setz mit seinem Roman "Monde vor der Landung" – und wurde vom Preisträger ebenso wie die anderen Nominierten zu sich auf die Bühne geholt.

"Dieser Roman ist eine Verehrung von allen Frauen (...) und von allen Menschen, die trotzdem immer noch Hoffnung haben und etwas bewegen wollen", sagte ein gerührter Preisträger. Der 1979 in Nettetal geborene Lyriker, Theatermacher und Teilzeitgabelstaplerfahrer erzählt in seinem Debütroman von den Schmerzen, Entbehrungen, Einsamkeiten und Sehnsüchten seiner Eltern, die Ende der 1960er-Jahre aus der Westtürkei als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. In kurzen, oft lyrischen Episoden entfaltet der Autor ein Zwiegespräch zwischen sich und seiner Mutter Fatma, die als Fabrikarbeiterin das Geld verdient, während Vater Yilmaz mit seinem Beisl ständig in die Schulden rutscht. Entstanden ist eine bewegende Chronik, die von Arbeitsunfällen handelt, langen Krankenhausaufenthalten und einer Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen, für die es keine Heilung gibt.

In der Sparte Sachbuch und Essayistik wurde Regina Scheer für ihre Biografie "Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution" ausgezeichnet. Grundlage für das Buch waren jahrelange Gespräche mit der jüdischen Kommunistin Gordon-Walcher (1896–1990), die u. a. Sekretärin von Clara Zetkin und u. a. mit Rosa Luxemburg, Bert Brecht und Willy Brandt bekannt war. Den Übersetzungspreis erhielt Johanna Schwering für ihre Übertragung von Aurora Venturinis Roman "Die Cousinen". Die Kategoriensieger erhalten je 15.000 Euro. Für jede der insgesamt 15 Nominierungen gibt es zudem 1000 Euro.