Ganz spät fällt das Zitat, das dem neuen Wiener „Tatort“ den Titel gegeben hat: „Was ist das für eine Welt.“ Frau Romen, was ist das für eine Welt?
EVI ROMEN: Dieser Satz beschreibt alles, was passiert. In der Welt, die wir zeichnen, geht es auf allen Ebenen um Optimierung: am Arbeitsplatz, in der Karriere, der Nichtkarriere, der Kunst, der Psyche. Jede dieser Figuren aus diversen Generationen hat – innen wie außen – mit Optimierung zu tun.

Was macht dieser Optimierungswahn mit den Figuren?
Die Älteren gehen in die Verweigerung, bei den Jungen bemerkt man ein größeres Fragezeichen, sie haben ihr Leben noch vor sich. Andere versuchen, eine Work-Life-Balance herzustellen und wieder andere ohne Skrupel, so schnell wie möglich zu Geld zu kommen. Es gibt auch jene, die gar keine Chance auf Optimierung haben und zuschauen müssen, wie sich alle optimieren.

Bedeutet Arbeiten fürs Fernsehen auch Optimierung?
Natürlich ist das Arthouse-Kino anders: Dort kann man sich selbst optimieren – ohne die anderen (lacht). Der „Tatort“ war ein Auftrag, den ich optimal zu lösen versucht habe. Das Erstaunliche war, dass ich eigentlich freie Hand bekommen habe.

Wenn einem ständig gepredigt wird, man ist nicht schön, erfolgreich, schlank und witzig genug: Was macht die stete Selbstoptimierung mit uns?
Ich habe mich über das Grundthema sehr gefreut. Es besteht die Gefahr, dass wir irgendwann nur noch die Avatare unserer selbst sind. Zu meiner großen Erleichterung habe ich das Gefühl, dass immer mehr Menschen den Hut draufhauen.

Nicht nur die Ermittelnden sind bei der Krimireihe vorgegeben, sondern in diesem Fall existierte auch ein fertiges Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner. Wie war die Regiearbeit?
Beim ersten Lesen habe ich mir gedacht: Ich kann das nicht! Danach habe ich überlegt, mich auf gesellschaftskritischen Stellen raufzusetzen – das wurde mir gewährt. Gemeinsam mit den Autoren haben wir die Figuren noch etwas schärfer gezeichnet.