Das Dorf heißt Siegheilkirchen, am Rathaus bröckelt das Hakenkreuz nur langsam ab und im Wirtshaus versammeln sich alle um den Doppler – weil Siebenzehntel-Flaschen kennt man zu dieser Zeit noch nicht. Mit alle sind der Gendarm, der Pfarrer und all die anderen Ewiggestrigen gemeint. Und mittendrin: der Rotzbub.
Dieser erste abendfüllende österreichische Animationsfilm, der diese Woche in den Kinos angelaufen ist, ist vom Leben und den Karikaturen des Manfred Deix inspiriert. Dieser Deix hat genau wie wenige andere die Seelenlandschaft des Nachkriegs-Österreich vermessen. Eine Gesellschaft, die sich als erstes Opfer Nazideutschlands stilisierte und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Rechtsradikalismus und Nationalsozialismus im Keller versteckte, um ihn im Wirtshaus stolz immer wieder hochzurülpsen.
Im Kino
Neuer Deix-Film: Alle zittern vor dem Griffel eines Rotzbuben
Manfred Deix (1949 bis 2016) hat die Seelenlandschaft des Nachkriegs-Österreich so genau vermessen wie wenige andere – der erste abendfüllende österreichische Animationsfilm „Rotzbub“ erzählt seine Geschichte. Produziert hat den Film der Villacher Josef Aichholzer.
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