"Ich finde, wenn das Christkind über mein Betragen im vergangenen Jahr urteilt, müsste mir ein Rechtsbeistand zustehen.“ Der Satz stammt von Calvin, einem kleinen, mit einer blühenden Fantasie ausgestatteten Naseweis. In dem Comic-Strip wird er von Hobbes, einem Plüschtier-Tiger, begleitet, der in Calvins Fantasie zum Leben erwacht und sich als kongenialer Kompagnon bei allen Schandtaten entpuppt.


Der Comic-Vater von „Calvin und Hobbes“, Bill Watterson, traf 1995 die Entscheidung, mit dem damals in 2300 Zeitungen erscheinenden Comic-Strip aufzuhören. So endete am 31. Dezember 1995, was zehn Jahre zuvor am 18. November 1985 seinen Anfang genommen hatte. Im Carlsen-Verlag erschien jetzt anlässlich dieser zwei Jubiläen die erste Paperpack-Gesamtausgabe der Werke.


Watterson zog sich 1995 ins Private zurück, lebt in Ohio und gibt kaum Interviews. Vor vielen Jahren hinterließ das Comic-Genie im Fireside Bookshop in Chagrin Falls/Ohio immer wieder einmal ein signiertes Buch. Als er merkte, dass diese Bücher um teures Geld verkauft wurden, hörte der heute 62-Jährige mit dieser Form der Fan-Kommunikation auf. Auch die Merchandising-Verwertung hat er immer untersagt. Was bleibt, ist ein Werk von immenser Dichte, zeichnerischer Größe und sehr viel Witz: philosophisch, böse, kritisch. In der über 1400 Seiten starken Gesamtausgabe im Carlsen-Verlag taucht man in die Welt von Calvin ein, der Schneemänner über alles liebt, sie aber gerne kopflos oder mit Loch im Bauch baut. Seine Eltern resignieren angesichts der kreativen Übermacht dieses Genies: Calvin ist ein Künstler, der sich nachts vor Monstern unter seinem Bett fürchtet und der Welt mit gut gemeinter Anarchie entgegentritt.

Neben der Gesamtausgabe einer der vielen Einzelbände
Neben der Gesamtausgabe einer der vielen Einzelbände © (c) Bettina Oguamanam, Bettina Oguamanam