Es war von Beginn an ein Wagnis von seiten des ORF, jemandem wie Stefan Petzner die große Showbühne zu überlassen. Der Ex-Politiker und PR-Berater wirkt ja oft wie der Elefant im Porzellanladen. Etwas linkisch, wie ein im Grunde recht harmloser Dampfplauderer, der das Rampenlicht braucht. Seine Auftritte erwecken den Eindruck von Geschwätzigkeit, nicht von Eloquenz. Von Arroganz, nicht von Selbstbewusstsein. Von Starrsinn, nicht von Durchsetzungsstärke. Ihn so zu beurteilen, hieße jedoch, ihn gründlich zu verkennen.

Man darf Petzner nicht unterschätzen. Der Mann ist nicht von ungefähr PR-Berater. In Dancing Stars hat er bewiesen, wie geschickt er mit der Öffentlichkeit umgeht, auch wenn seine Strategien mitunter etwas fadenscheinig anmuten. Petzner hat die Krücke zum Zepter gemacht, wie es jemand in anderem Zusammenhang einmal so wunderbar formuliert hat. Sein mangelndes Bewegungs- und Koordinationstalent verwandelte er binnen weniger Wochen in eine Marke. Mit dem Instinkt, der den Ex-Helfer eines großen Demagogen (Jörg Haider) wohl auszeichnet, hat er  es verstanden, sich die negativen Jury-Urteile zunutze zu machen. Sein allwöchentlicher Kampf wurde zum Spiegel eines Vorgangs, den wir heute nur allzugut kennen: Der einfache, mit Menschenverstand und gesundem Empfinden ausgestattete Otto Normalverbraucher, der die Deutungshoheit einer Elite nicht mehr akzeptiert. Diese Elite, dieses Establishment, war in diesem Fall die vierköpfige Jury, die wohl im guten Glauben an ihre Funktion davon ausging, sie beurteile Petzner einfach nach objektiven Kriterien.

Ein imaginärer Kampf gegen das Establishment

Dabei besorgte die Jury damit eigentlich Petzners Geschäft. Petzner gestand zwar hin und wieder ein, dass er wirklich nicht gut tanzen könne, aber fachliche Kritik ließ er als "untergriffig" an sich abprallen, indem er die Parameter der Bewertung verschob. Es ging nicht mehr um eine objektiv bewertbare Leistung am Parkett, sondern, so Petzners neue Vorgaben, um die Freude an der Bewegung, darum, die Leute vor dem TV-Schirm zu erfreuen. Oder auch zu ärgern, sie in jedem Fall aber zu unterhalten. Mit dieser Verlagerung der Prioritäten in Dancing Stars entzog der PR-Berater der Jury sukzessive die Rechtmäßigkeit ihres Urteils. Und konnte sich folgerichtig nach seiner Abwahl zum "Sieger der Herzen" ausrufen.

Petzners Selbstermächtigung hatte natürlich viele bizarre Züge: die Art, wie ihn seine tapfere Tanzpartnerin Roswitha Wieland über den Tanzboden schleifen musste, diese schwere Unbegabung Petzners und seine sehr ehrlich und echt wirkende Empörung über die "Desavourierung" seitens der Jury. Petzners Emotionalität ging immer wieder mit ihm durch. Irgendetwas mit einem Mittelfinger soll auch noch gewesen sein. Am Ende hat er sogar von "Hass" gegen seine Person gesprochen.  Ein Treppenwitz angesichts von Petzners Werdegang. Vor eineinhalb Jahrzehnten hatte er als  Wahlkampfmanager Slogans wie "Kärnten wird tschetschenenfrei" und "Kärnten wird einsprachig" plakatieren lassen. Die Selbstinszenierung als verfolgte Unschuld ist im Fall Petzners einfach nur mehr skurril. Aber man wundert sich ja schon lange nicht mehr darüber, was alles geht.