Die Kritiken waren eher ungnädig: Das Buch sei oberflächlich, der historische Hintergrund schlecht recherchiert, das Autorenduo habe sich mit Nebensächlichkeiten wie Detailgenauigkeit, Sprache oder Stil nicht aufgehalten, aber dafür reichlich reißerische Sexszenen in die Handlung eingebaut. Dem Erfolg der "Wanderhure" von Iny Klocke und Elmar Wohlrath hat das keineswegs geschadet: Das farbenprächtige Mittelalter-Melodram und seine mittlerweile drei Nachfolgeromane zählen zu den bestverkauften Historienschinken der letzten Jahre.

Klar, dass dieses Buch verfilmt werden musste - die opulente Koproduktion von Sat 1 und ORF wurde im Vorjahr unter anderem in Niederösterreich, Tirol und Ungarn gedreht. Dabei spielt die Handlung größtenteils in der Region um Konstanz.

Harte Szenen

Dort wird zu Anfang es 15. Jahrhunderts die laut Romanvorlage "gehorsame und gottesfürchtige Jungfer" Marie von einem kriminellen Mitgiftjäger, der es auf das Vermögen ihres Vaters abgesehen hat, der Hurerei beschuldigt und unschuldig verurteilt. Nach Vergewaltigung, Auspeitschung und Verbannung schließt sie sich einer Gruppe von Wanderhuren an. Marie lernt, sich als "Hübschlerin" Hannah durchzuschlagen und setzt alles daran, sich an ihren Feinden zu rächen. "Der Film hat einige wirklich harte Szenen", konzediert Hauptdarstellerin Alexandra Neldel. "Die Vorstellung einer Vergewaltigung empfinde ich als so erniedrigend und schrecklich, dass ich die Szene nicht beliebig oft proben konnte."

Für das Ehepaar Klocke und Wohlrath, das gemeinsam unter dem Pseudonym "Iny Lorentz" arbeitet, war Neldel "die Idealbesetzung" ihrer Romanfigur. Maries Jugendliebe Michel wird vom jungen Bert Tischendorf verkörpert, ihren intriganten, grausamen Bräutigam Ruppertus Splendidus spielt der Grazer Schauspieler Julian Weigend.

Neben TV-Schauspielern wie Michael Brandner als habgierigem Grafen, Nadja Becker als Wanderhure Hiltrud und Götz Otto als König Sigismund ist der Wiener Charakterdarsteller Miguel Herz-Kestranek als Maries Vater Mathis Schärer zu sehen.

Wird die Verfilmung ein Erfolg, scheint eine Fortsetzung möglich. Romanvorlagen gibt es ja und die Autoren sind nicht abgeneigt. Deren eigene Lebensgeschichte mag ihre opulenten Romanwelten übrigens inspiriert haben. Als Kontrastprogramm: Kennengelernt haben sich Klocke und Wohlrath unter eher prosaischen Umständen - als Angestellte einer Versicherung.