„Wenn jeder Engel fürchterlich ist? Warum heißt du ihn dann willkommen?“ Welchen Weg sind CocoRosie seit ihrem Debütalbum „La maison de mon rêve“ gegangen? Einen Umweg. Und jetzt sind die beiden US-Schwestern Bianca und Sierra Casady vielleicht wieder dort angekommen, wo sie angefangen haben.
„Little Death Wishes“ ist ein auf den Song ausgerichtetes Album. Es ist zugänglicher als das Vorgängeralbum „Put the Shine on“. Musikalisch steht nicht die Dekonstruktion im Mittelpunkt, sondern mitunter eingängige Lieder. Man möchte fast sagen: Gassenhauer. Wenn Bianca und Sierra zu „I remember yesterday like it was just yesterday” anheben.
Keine weichgespülte Musik
Ihre Musik klingt dabei so, als ob man ein paar Klaviertasten, Drumsticks, ein Trick & Tronic, eine Harfe, eine Schachtel Lutschbonbons und ein Triangel in eine Waschtrommel gestopft hätte (aber ohne Weichspüler). Und darüber legen die Schwestern ihre Gesänge: „He got dead, lost her head. She got kids but never wed.“ Das vermeintlich Süße kontrastiert immer wieder mit der Wucht, der Ungerechtigkeit und dem Erschreckenden im Leben. „She got raped. He got time. She got kids. Lost her mind.” CocoRosie ist in einem Punkt ganz klar das Gegenteil von Mainstream-Pop: Sie brauchen sich um ihr Publikum und die Grammys nicht zu scheren. Ihre Texte gehen in die Magengrube und machen Leerstellen auf, die erratisch bleiben. Zerbrechliche Songs erzählen dabei von Liebe und Gewalt. CocoRosie sind kämpferisch feministisch, melancholisch avantgardistisch und brutal liebesbetont: „Nothings fair in love and war.“ Es ist ein Album - wie sie selbst betonen – über die seit Generationen bestehende Ungerechtigkeit, die Frauen erleiden mussten und müssen. Es ist auch eine Anti-These zum aktuellen „Maga“-Amerika, ihre Welt ist feministisch, queer und gendergerecht.