Messen, Castings, Aktionstage, Lehrlingsoffensiven – wenn es um die Rekrutierung der dringend benötigten Fachkräfte von morgen geht, hat sich in den vergangenen Jahren vieles verändert. Wer Jugendliche für eine Ausbildung in einer bestimmten Branche oder in seinem Unternehmen gewinnen möchte, muss sich heute mehr einfallen lassen als die klassischen Bewerbungszeremonien früherer Tage. Das Buhlen um Lehrlinge hat, befeuert durch die demografische Entwicklung, merkbar zugenommen. Österreichweit absolvieren – über alle Lehrjahre hinweg gesehen – laut Lehrlingsstatistik der WKO (Stand 31. 12. 2017) knapp 107.000 Jugendliche eine Lehre. Knapp 40 Prozent der rund 85.800 „zur Verfügung stehenden“ 15-Jährigen haben 2017 eine Lehre begonnen – ein Anteil, der seit Jahren relativ konstant ist. Das große Aber: Vor zehn Jahren war der Anteil an Lehrlingen unter den 15-Jährigen zwar ähnlich hoch, es gab aber mehr als 105.000 Jugendliche und damit österreichweit auch 41.100 Lehranfänger – 2017 waren es rund 33.700. „Es gibt einfach weniger Junge, daher tun sich Junge leichter, einen Job zu finden“, analysiert man im Arbeitsmarktservice. Die Zahl der offenen Lehrstellen ist im Vorjahr gestiegen, die Zahl der Lehrstellensuchenden gesunken.


Die Grundidee: Es geht da­rum, arbeitswillige Menschen rasch und unbürokratisch in den Arbeitsmarkt zu bringen. Ehrlich setzt dabei auf das Prinzip des sogenannten „Speed-Datings“. Er bringt also arbeitssuchende Jugendliche und Unternehmen, die Lehrstellen zu vergeben haben, zusammen. Stimmen die Voraussetzungen (Deutsch auf B1-Niveau, Pflichtschule abgeschlossen bzw. in der 9. Schulstufe, bei Flüchtlingen eine Arbeitserlaubnis sowie 100-prozentiger Arbeitswille; siehe Infobox), „gibt’s fast sicher eine Lehrstelle“, wie Ehrlich betont. Das habe auch mit der Vorbereitung zu tun: Damit die Lehrstellensuchenden ihre Chancen bestmöglich nutzen können, werden sie zuvor auch trainiert und die jeweiligen Blitz-Bewerbungsgespräche vorbereitet. Gut zwei Wochen vor den Speed-Datings gibt’s daher bereits eine Vorauswahl, Ehrlich rechnet in Graz mit 600 bis 800 Jugendlichen. Passen die Kriterien, kommt es zu einem großen Bewerbungstraining, „dabei werden auch die Bewerbungsunterlagen für die Jugendlichen kostenlos und professionell gestaltet“, so Ehrlich. Das werde auch von den Unternehmen sehr geschätzt. Anfang April folgt schließlich der Höhepunkt: Jeder Jugendliche wird an einem Tag mit jedem potenziellen Arbeitgeber in Kontakt treten – 16 Betriebe vor allem aus dem Handel, aber auch aus Gastronomie, Hotellerie und Industrie sind mit konkreten offenen Lehrstellen an Bord. Jeder Bewerber hat dabei exakt sieben Minuten Zeit, um die Firmenvertreter zu überzeugen. Doch auch für die Unternehmen gilt es, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. „Teil der Initiative ist jeweils auch ein sogenannter HR-Pitch. Dabei präsentieren alle 16 Betriebe, was sie Jugendlichen – abseits des Kollektivvertrags – bieten.“ Hier gebe es zahlreiche Goodies, die vom Führerschein über kostenlose Weiterbildung bis hin zu Prämien und Überzahlungen reichen. Ehrlich geht es seit Gründung der Initiative zudem darum, auch Menschen Chancen zu offerieren, „die es sonst sehr schwer haben, also auch Menschen mit Behinderung oder etwa Flüchtlingen“.

Wichtige Anlaufstellen zur besseren Orientierung bietet etwa das AMS. Unter www.berufslexikon.at werden die mehr als 200 verschiedenen Lehr­berufe (einschließlich Ausbildungsschwerpunkte und Hauptmodule) in Österreich vorgestellt. Die Lehrstellenbörse ist ebenfalls eine wichtige Anlaufstelle unter: www.ams.at/offene-lehrstellen