"Ich war gerade auf Arbeitssuche, als sich mir die Gelegenheit als Austrägerin anbot. Da habe ich nicht lange überlegen müssen und den Job angenommen", erinnert sich Klothilde Sommer (59), die in ihrem Elternhaus in Lippitzbach in der Gemeinde Ruden wohnt. Vor allem die Geburt ihrer Tochter Iris, zwei Jahre später, bestärkte die junge Mutter weiterhin in diesem Job tätig zu sein. "Damit ich tagsüber für meine Tochter Zeit hatte, fuhr ich in der Nacht. Meine Eltern sind früh verstorben. Ich bin alleinerziehend."

In der Zwischenzeit sind 25 Jahre vergangen, in denen Sommer "die Morgenlektüre" ausliefert. Der Tag beginnt um 4.15 Uhr. Danach fährt sie nach Griffen und holt die frisch gedruckten Zeitungen ab. Zwischen 90 und 100 Stück der Kleinen Zeitung liefert sie täglich ab. Über 70 Kilometer legt sie bei jedem Wetter mit ihrem Pkw zurück. Nach Dienstschluss dreht sie um 6.15 Uhr noch eine große Runde mit ihrer Mischlingshündin, die sie von Griechenlands Straßen rettete. "Danach lege ich mich kurz zum Schlafen hin und verbringe den restlichen Tag meist in der Natur und im Garten, wo ich meinem Hobby der Blumenpflege nachgehen kann", sagt Sommer.

Viele schöne Momente

Es gibt sehr viele schöne Erinnerungen, die Sommer in den letzten 25 Jahren als Zustellerin erlebte. Insbesondere die Begegnungen mit den Wildtieren in den frühen Morgenstunden faszinieren sie. "Es ist so schön zu sehen, wie die Orte langsam erwachen. Hin und wieder werde ich sogar von Frühaufstehern auf einen Kaffee eingeladen. Das sind die schönsten Momente in diesem Beruf, wenn man ein Echo für seine gute Arbeit bekommt", sagt die gelernte Schneiderin.

Kurz vor der Pensionierung

In knapp sechs Monaten geht Sommer in Pension. Ob sie wehmütig auf diesen Tag blickt? "Nein, ganz und gar nicht. Mir macht die Arbeit großen Spaß und deshalb werde ich auch in der Pension weiterfahren und die Zeitungen zustellen."